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Imha Tarikat: Kara Ihlas

Stil: Black Metal

Cover: Imha Tarikat: Kara Ihlas

"Schwarze Reinheit", wie sich der Titel "Kara Ihlas" übersetzen lässt, bekommt man auf diesem Album tatsächlich zu hören, denn ungeachtet einiger "exotischer" Faktoren, die bei IMHA TARIKAT zum Tragen kommen, handelt es sich bei ihrem Debüt um ein zumindest unter musikalischen Gesichtspunkten orthodoxes Stück Schwarzmetall, dessen Schöpfer gleichwohl raffinierter zu Werke gehen als praktisch alle verbissenen Retro-Kapellen, die "old school" mit Primitivismus gleichsetzen.

Nicht dass das verantwortliche Duo virtuose Ambitionen an den Tag legen würde, doch die rhythmisch zumeist simpel gestrickten Tracks zeichnen sich durch über die vielen fürs Genre typischen Melodien und Harmonien hinaus durch auffallend verspielte Lead-Passagen aus, die das überwiegend rasante Treiben noch mitreißender machen. Ungewöhnlich ist in diesem Zusammenhang lediglich eines: Das Konzeptwerk, das in Mülheim an der Ruhr aus einer deutsch-türkischen Freundschaft heraus entstand, fußt auf dem Koran oder genauer gesagt einem bestimmten Gebet als Gnaden- und Heilsgesuch für die Seelen Verstorbener.

Multi-Instrumentalist Ruhsuz Cellât, der das Projekt 2015 gemeinsam mit Schlagzeuger Prowler aus der Taufe hob (ihr erstes Lebenszeichen, die EP "Kenoboros", erschien 2017 immerhin beim skandinavischen Kultlabel Terratur Possessions), hat die acht enthaltenen Tracks in vier vier Kapitel bzw. Phasen unterteilt die den Hörer dazu bringen sollen, im Sinne der eigenen Reifung als Mensch über sich selbst nachzudenken und, falls er persönlich betroffen ist, private Verluste zu verarbeiten.

Hält man sich die zugrundeliegende Thematik vor Augen, weckt die Platte stimmige Emotionen. Abgesehen vom kathartischen Effekt ihrer vordergründig aggressiven Ausrichtung sind speziell 'Omninihai Çözümü (Omni-Final Solution)' und '?afaks?z Rüya (Dawnless Dream)' sprichwörtliche Seufzer, die Trauerarbeit wägbar machen könnten. Dass Black Metal als Vehikel für dergleichen merkwürdig anmutet, macht die Chose umso mehr zu etwas Besonderem, obwohl sie es in rein stilistischen Belangen gar nicht ist.

FAZIT: Recht traditioneller Black Metal, ein originelles Konzept und solide geschriebene bzw. performte Songs, deren großer Vorzug die bewegende Gitarrenarbeit darstellt, fertig ist ein empfehlenswerter Szene-Newcomer. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2fd438c637e74f6b80162acee89f7258" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.01.2019

Tracklist

  1. I-I: Çökmü? Mühür (The broken Seal)
  2. I-II: Akan S?r (The flowing Wisdom)
  3. II-I: Omninihai Çözümü (Omni-Final Solution)
  4. II-II: Katarsis Vaaz? (Catharsis Sermon)
  5. III-I: ?afaks?z Rüya (Dawnless Dream)
  6. III-II: Kara Ihlas (Black Purity)
  7. III-III: Imha Tarikat? (Sect of Destruction)
  8. IV: Son Mistisizm (The last Mysticism)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Vendetta

  • Spieldauer

    41:51

  • Erscheinungsdatum

    18.01.2019

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