Wie schnell doch die Zeit vergeht!
2019 jährt sich bereits zum fünften Mal der Todestag von JACK BRUCE.
JACK BRUCE, das war gemeinsam mit ERIC CLAPTON und GINGER BAKER die CREAM de la Creme der Rockmusik, diejenigen, die in keinem Musik-Geschichtsbuch fehlen dürfen, auch wenn sie gerade einmal zwei Jahre in den Spätsechzigern bestanden, weil ihnen ihre eigenen Egos als Musiker zu sehr im Wege standen, um das Gesamt-Ego einer Band auszufüllen, bei der man sich nun auch einmal ein- und unterzuordnen hatte.
Höchste Zeit also, dass endlich auch seine Rockpalast-Auftritte für alle Sammler und Freunde des großen Meisters, der mit CREAM seine musikalische Rockmusik-Geschichte schrieb und als Solist dieser viele neue Kapitel hinzufügte, auf Bild- und Tonträger erscheinen.
In diesem Falle hat sich MIG Records nicht lumpen lassen und eine fette CD-große Hardcover-Box mit 2 DVD‘s und 5 CD‘s sowie einem informativen 12seitigen Booklet (Warum aber enthält dieses nicht mehr, wie bei den Rockpalast-Veröffentlichungen gewöhnt, auch einen deutschsprachigen Text?) spendiert.
Im Jahr 1980 trat die CREAM-Legende erstmals mit seinen „Freunden“ auf, die durchweg ebenso legendär waren/sind wie Bruce selber: <b>CLEM CLEMPSON</b> (COLOSSEUM, HUMBLE PIE, JCM), <b>BILLY COBHAM</b> (MILES DAVIS, STANLEY CLARKE) und <b>DAVID SANCIOUS</b> (BRUCE SPRINGSTEEN, SANTANA, ERIC CLAPTON, STING), während drei Jahre später statt Cobham BRUCE GARY, der auch einen verdammt guten Job macht, hinterm Schlagzeug saß und Clempson nicht mehr mit dabei war. Im Ergebnis dieser Umbesetzung von den FRIENDS zur BAND dominierten nun die Keyboards, aber auch die klassischen CREAM-Klänge wurden nicht vernachlässigt.
Gerade die erste FRIENDS-Besetzung mit Cobham hinter seiner riesigen Schießbude und Sancious inmitten seiner Keyboard-Burg ist bei dieser hochkarätigen Besetzung zugleich das Highlight <a href="https://www.rockpalastarchiv.de/concert/jackbruce.html" target="_blank" rel="nofollow">aller Rockpalast-Auftritte von JACK BRUCE</a> innerhalb dieser Box, die mit Bruces Solo-Auftritt im Jahr 1990 endet.
Der erste Auftritt im Jahr 1980 fand im Rahmen der 7. Rockpalast Rocknacht statt, die via Eurovision live im Fernseher übertragen wurde. Die Band ergänzt sich bei dem Konzert blind, spielt sich gleich bei der Eröffnung mit dem CREAM-Klassiker „White Room“ die musikalischen Rock-Bälle souverän zu – genauso, wie es wirkliche Freunde und Könner tun – ohne dass sich ein Musiker in den Mittelpunkt zu spielen oder übertrieben Aufmerksamkeit zu erhaschen versucht. Alle vier wissen, was sie können und stellen dieses Können einerseits zur Schau und ordnen es andererseits der Band unter. So gesehen präsentiert uns dieses Quartett das völlige Gegenteil von dem, woran das CREAM-Trio schon nach zwei Jahren zerbrach.
Das „JACK BRUCE & FRIENDS, Grugahalle Essen, 19th October 1980“-Konzert entwickelt sich damit zum absoluten Highlight der an Highlights reichen Rockpalast-Konzerte. Auch die beiden weiteren Konzertmitschnitte dieser Box reichen nicht an das 80er-Konzert heran, selbst wenn besonders das 83er-Konzert „JACK BRUCE BAND, Zeche Bochum, 1st November 1983“ dem Bruce-Rockpalast-Debüt recht nahe kommt.
Recht eigen gerät dagegen der Solo-Auftritt vom 16. Oktober 1990 in der Kölner Live Music Hall, bei dem die Bass-Legende JACK BRUCE, plötzlich einem PETER HAMMILL ähnlich, allein am Klavier – ein Bösendorfer Flügel – singt, dann bei „Traintime“ ein Blues-Mounti-Solo zum Besten gibt, und bis auf „Theme For An Imaginary Western“ keinen weiteren Song mehr aus dem Programm spielt, das er mit „Friends“ am 19. Oktober 1980 bei seinem ersten Rockpalast-Auftritt in der Essener Grugahalle aufführte. Der Bass bleibt unbeachtet in einer Ecke stehen und alle Freunde von CREAM wird‘s sicher enttäuschen, denn die bekamen 1980 und 1983 noch so einige CREAM-Klassiker geboten, die bei Piano-Man Bruce außen vor bleiben.
Egal, der gut einstündige Solo-Auftritt zeigt einen absolut charismatischen JACK BRUCE, der ganz in seiner Musik und dem Piano-Spiel aufgeht und zugleich gesanglich Hervorragendes zu bieten hat, auch weil er deutlich besser abgemischt wurde als beim 1980er-Rockpalast-Auftritt.
Dass genau dieser eine Song, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=3BkkCf9-oFs&feature=youtu.be" target="_blank" rel="nofollow">„Theme For An Imaginary Western“</a>, der sich als einziger mit dem 80er-Auftritt überschneidet, aber beim 83er-Konzert fehlt, nach Bruces Tod am 25. Oktober 2014, bei seiner Beerdigung am 5. November 2014 erklang, ist so ein wenig vorausschauende Ironie des Schicksals.
Auf keinen Fall übersehen darf man den raren Bonus auf der ersten DVD, nämlich das zehnminutige Interview mit der kompletten Band aus dem Jahr 1980, das vom Moderator englisch geführt und zugleich übersetzt wird. Was übrigens sehr schwer ist, da sich Bruce, Cobham, Clempson und Sancious gehörig lustig über ihn machen und dabei auch noch einen Heidenspaß haben, während Clempson durchgängig an seiner unverstärkten E-Gitarre rumspielt.
FAZIT: Die fette Box „Live At Rockpalast 1980, 1983 And 1990” (2 DVD‘s plus 5 Audio-CD‘s) mit den drei Rockpalast-Auftritten von JACK BRUCE im Zeitraum von zehn Jahren, mal Keyboard-orientiert mit BAND, mal hart Blues-rockend mit FRIENDS, mal solo, gehört nicht nur des legendären CREAM-Musikers wegen mit zu den absoluten Highlights der gesamten Rockpalast-Veröffentlichungen! Unverzichtbar!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2019
Jack Bruce
Jack Bruce
Clem Clempson, David Sancious
David Sancious, Jack Bruce
Billy Cobham, Bruce Gary
Jack Bruce (Mundharmonika)
MIG Music
DVD‘s: 293:43 / CD‘s: 266:48
26.04.2019