Auch für JAILBIRDS gilt die seit AC/DC, aber genauso Midnight Oil und später schließlich Airbourne etablierte Regel, dass australische Rockbands auf einem Umweg über Großbritannien zu höherem Renommee gelangen. Die Gruppe aus Sydney legt nun nach einer EP („Break The Silence“, 2017) ein erstes Album vor, das stilistisch viele typische Qualitäten von Down Under aufweist, aber bereits ein ausgewiesener Garant für eine Karriere auf eigenen Beinen (also ohne offensichtliche Zitat-Krücken) ist.
Die Jungspunde legen ein tendenziell höheres Tempo vor und erinnern nicht nur deshalb, sondern auch wegen geschmackvoller Slide-Gitarren-Licks hier und dort an Rose Tattoo, haben aber mit Alex McDonald, der die Band mit seinem Bruder Jay gründete, einen flexibleren Sänger im Kader, als es Angry Anderson oder auch Brian Johnson sind. Mit ihm gelingen JAILBIRDS Power-Pop-verdächtige Mitsing-Refrains wie im Stampfer 'Loose Cannon', die wie für große Bühnen geschaffen erscheinen
Dergleichen zu komponieren hat sich das Quartett vermutlich während seiner vielen Shows im Vorprogramm nahmhafter Acts und auf Festivals angeeignet. Fest steht zumindest, dass "The Great Escape" für ein Debüt äußerst abgeklärt klingt. Wie für so einige Musiker aus ihrer Heimat üblich definieren die vier Herren traditionellen Rock stets einen Tick ruppiger, was mit dem rauen Vortrag des Sängers beginnt und sich in im beherzten Spiel der Rhythmusgruppe fortsetzt, die ohne ihrer scheinbar untrügliche Tightness in einem regelrechten Geschoss wie 'The Pilot' zum Schluss aufgeschmissen wäre.
Zwei, drei Tracks - etwa das schreitende 'Underdog', das glatt auch aus dem Repertoire der Young- Brüder stammen könnte, oder die etwas labbrige Halbbalde 'Shadow of Love' fallen im Verhältnis zum Rest geringfügig ab, bereichern den Reigen aber zumindest um weitere stilistische Nuancen. Alles in Allem ein über zweifel erhabenes Album also.
FAZIT: Mit "The Great Escape" erweisen sich JAILBIRDS vom Start ihrer Karriere weg als feste Größe im Classic Rock. Die Combo ist konservativ aufgestellt, indem sie Vorbildern aus ihrer australischen Heimat huldigt, fährt aber einen recht modernen Sound und schreibt Stücke mit teilweise erhöhtem Suchtpotenzial, die ohne weiteres Zeiten überdauern können, auch wenn sie prinzipiell nichts Neues darstellen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/f453a7e8b6c849a88d36c4c621f493ed" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2019
Golden Robot / Soulfood
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05.07.2019