Die Erfolgssträhne von JAMESTOWN REVIVAL scheint nicht abzureißen, wobei Multi-Instrumentalist Jonathan Clay und Gitarrist bzw. Lead-Sänger Zach Chance sogar mit der potenziellen Blasphemie davonkommen, in Form von 'California Dreamin’' (The Mama & The Papas, ursprünglich 1965 herausgebracht) eine der Hippie-Hymnen schlechthin und obendrein ein zu einem Standard des amerikanischen Rock-Songbooks avanciertes Werk zu covern, an dem man sich eigentlich nicht vergreifen sollte.
Die beiden Texaner, die sich seit kurz nach ihrer Gründung 2014 um einen Superlativ nach dem anderen verdient machen, täten darüber hinaus einen Teufel, ihrem seinerzeit eingeschlagenen Weg abtrünnig zu werden, und so kommt es, dass "San Isabel" im Kanon der Gruppe allenfalls eine Schwerpunktverlagerung markiert. Ihr von jeher vielfältiger Americana-Stoff wirkt dieser Tage ruhiger denn je, ohne stilistisch aus dem Rahmen zu fallen, was nicht zuletzt auch mit dem Textkonzept "Entschleunigung" (um es kurz zu fassen) zusammenhängen dürfte, das alle enthaltenen Songs klammert.
Drummer Ed Benrock tut sich darum eher als feinfühliger Perkussionist hervor, statt seine Felle mit der gleichen Wonne zu gerben wie noch auf "Utah", dem Einstand der Band. Eine umso wichtigere Funktionen nehmen indes diverse Streich- (Cello, Geige, Bratsche) und Tasteninstrumente ein, allen voran eine Classic-Rock-like schmatzende Orgel respektive ein Wurlitzer E-Klavier. Die vorab als Downloads verfügbaren ersten beiden Nummern 'This Too Shall Pass' und 'Crazy World (Judgement Day)' geben eine im Folgenden konstant beibehaltene Grundstimmung vor.
Das staubig anmutende 'Killing You, Killing Me' ist eine Alternative-Country-Stilblüte wie aus dem Lehrbuch, 'Something That You Know' eine herzerweichend sehnsuchtsvolle Ballade, und 'Harder Way' ungeachtet des Titels einer der wenigen eher erhebenden Nummern. Die erwähnte Coverversion passt so gesehen ausgezeichnet in den bedächtigen Kontext, wohingegen 'Winter's Lament' am Ende fast glauben macht, JAMESTOWN REVIVAL würden zum kollektiven Sich-Einigeln aufrufen.
FAZIT: "San Isabel" dürfte hinsichtlich seiner Ausrichtung zu einem kommerziellen Selbstläufer werden, denn JAMESTOWN REVIVAL betten ihren vertrauten Stil in den enthaltenen Songs edigilich in eine zurückhaltender Klangkulisse, die zu den vornehmlich introspektiven Lyrics passt; dass die Zahl der voraussichtlichen Hits im Zuge dessen verglichen mit dem Vorgängeralbum abgenommen hat, sollte eigentlich nicht am Konsens-Status der Gruppe ändern. Beim nächsten Mal wünscht sich zumindest dieser Hörer allerdings wieder mehr Muskeln. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/4c67adb96ac04416bef9a6474e11e4ee" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2019
Thirty Tigers / Alive
48:26
14.06.2019