Mit diesem Doppelalbum zeigt Saxofonist Jasper Blom zwei Seiten seiner musikalischen Persona. Erstens lebt er einmal mehr den Hang aus, Gastsolisten zum Spiel mit seinem Quartett einzuladen, nämlich den Trompeter Bert Joris, einen guten Bekannten der Band, und zweitens den Posaunisten Nils Wogram. Beiden bot der Leader jeweils Raum auf einer der CDs, wobei sämtliche Tracks live im legendären Bimhuis in Amsterdam mitgeschnitten wurden, bloß um zwei Jahre versetzt jeweils 2016 und 2018. Darüber hinaus lebt Blom' im Rahmen der geschriebenen Stücke eine langjährige Faszination für mittelalterliche Polyphonie aus. Diese in den Jazz zu überführen und das Ergebnis ein fiebrige Konzertperformances zu gießen ist eine große Kunst, und " Live At The Bimhuis" praktisch eine umfassende Demonstration davon.
Abgesehen von Orlando Di Lassos Renaissance-Hymne 'Beatus Vir' und dem überlieferten Lie 'Homme Armé' stammen alle Kompositionen aus Bloms eigener Feder. Die virtuose Bläser-Verknotung 'Guidonean Hand' und das kontrapunktische 'Virelai' fungieren als perfekte Beispiele für die perfekte wie emotional berührende Umsetzung von Bloms Vorhaben. Während so viel in allen Nummern geschieht, behalten die Protagonisten zum Glück selbst in den improvisatorischen Momenten die Übersicht, und die Produktion, bei der kaum etwas nachbearbeitet worden sein dürfte, bildet alle Geschehnisse angemessen transparent ab.
introduced by Frans van der Hoeven's resonant bass, and the medieval-sounding "" by the Renaissance composer Orlando Di Lasso, arranged by Blom. "Waltz For Magnus" kicks off the Joris set with hand-drumming and a memorable head. The polyphony signposted by the album title is acutely felt with numbers such as "Guidonean Hand" where the two horns purposefully intertwine. Likewise there's a gripping contrapuntal melody on "Virelai." Guitarist Jesse van Ruller has his work cut out executing the dual roles of chordal accompanist and soloist. He achieves this with aplomb as is heard throughout, especially on tracks like "The Lady And The Unicorn" where he provides exceptionally lithe guitar lines. But some of the set sounds almost funky, such as the off-kilter "Ciconia" which resolves with relaxed and bluesy solos from both Joris and Blom.
Angesichts der rein quantitativ erschlagenden Menge von Musik kann man 'Decidophobia' als Anspieltipp empfehlen - eine warmherzige Fehde zwischen Holz und Blech sozusagen, in der sich Blom und sein Gast die Bälle ebenso verschmitzt zuspielen wie im sehr "freien" 'Running Gag', das seinem Titel auch in puncto Atmosphäre gerecht wird. 'Whirl' zeigt das Ensemble wiederum von seiner ruhigeren Seite, und 'Antidote' beendet den Parforceritt passenderweise mit einem außerordentlich eingängigen Leitmotiv, das zu einem wiederholten Erlebnis der beiden Sets einlädt.
FAZIT: "Live At The Bimhuis" bietet auf zwei CDs jeweils in Tonalität und Stimmung recht unterschiedlichen Jazz mit dem gemeinsamen Nenner, dass seine Schöpfer unter Zuhilfenahme alter kompositorischer Tugenden etwas fiebriges Neues geschaffen haben, ohne die Genre-Tradition auf ungenießbar pseudo-avantgardistische Weise zu transzendieren. Das nennt man dann wohl zukunftsweisend. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/08082f2d6bc5471690df09a4dfe369dc" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.03.2019
Whirlwind Recordings
110_28
01.03.2019