Wer gemeinsam mit einem weltweit renommierten russischen Orchester arbeitet, genießt zweifelsohne einiges an Renommee, und dass diese Einschätzung auf Jaz Coleman zutrifft, erübrigt sich ganz bestimmt, zu sagen. Die St. Petersburger Philharmonie und der gebürtige Neuseeländer stimmen mit "Magna Invocatio" auf eher ungewöhnliche und demnach glücklicherweise auch nicht abgeschmackt kitschige Art auf die ach so besinnliche Zeit des Jahres 2019 ein.
22 Jahre nach "Kashmir: Symphonic Led Zeppelin", Colemans Projekt mit seinem Bassisten Youth als Produzenten, das mithilfe der Londoner Philharmoniker unter Dirigent Peter Scholes realisiert wurde und Bearbeitungen von sieben Songs der namengebenden Hardrock-Legende nebst jeweils Medley-artigem In- und Outro enthielt, widmet sich Killing Jokes Jaz Coleman erstmals auch seinem eigenen Schaffen in einem orchestralen Rahmen.
Nein, es ist kein Weihnachtsalbum oder dergleichen, auf dem irgendwelche Rockstandards mit Pauken und Trompeten im wahrsten Sinn des Wortes aufgebauscht werden. Nicht einmal als Klassiker darf man den Großteil der Tracks auf "Magna Invocatio" bezeichnen, aber das kann auch nicht Colemans Anspruch an das Projekt gewesen sein.
Der klassisch geschulte Multi-Instrumentalist und Sänger lässt in den teils erheblich umarrangierten Post Punk-Kompositionen auf „Magna Invocatio“ nur St. Petersburger Sinfoniker sprechen, wobei die Auswahl der Songs offensichtlich so getroffen wurde, dass ein durchweg feierlich getragenes Gesamtbild entsteht. Wer effekthascherisch mit Streichern und Chor aufgemotzte Neuinterpretationen erwartet, sollte einen weiteren Bogen um diese Rock-freie, Filmscore-Zone machen.
FAZIT: Jaz Coleman interpretiert auf "Magna Invocatio" gar nicht so naheliegende Lieder aus dem Repertoire seiner eigenen Band im orchestralen Kontext. Mit ihren teilweise nur noch vage Bezüge zu den Vorlagen stellen die gewählten Stücke manchen Freund von Killing Joke sicherlich vor eine höhere Herausforderung, doch das schmälert den Reiz, den das Album ausstrahlt, und seine nachhaltige Wirkung nicht im Geringsten. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/02264d9197ad48c58a6f428501de2d4a" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2019
Spinefarm / Universal
59:22
06.12.2019