Während die BEATLES des Öfteren von Jazzmusikern und -Labels hofiert wurden und werden – wie auf den Kompilationen voller namhafter Künstler „A Grp Artist's Celebration of the Songs of the Beatles“ und „Blue Note Plays the Beatles“ oder auf Al DiMeolas Album „All Your Life“ – führen die ROLLING STONES in Bezug auf Jazz ein Schattendasein. Dem hilft jetzt das Klaviertrio JAZZSTONES, um den nicht nur auf diesen Seiten sehr geschätzten Pianisten Stefan Heidtmann, ab.
Wobei „Plays The Rolling Stones“ keine Ausschließlichkeit verkündet, denn zwei der Stücke sind Originalkompositionen Heidtmanns, mit denen er dem Geist der STONES nachspürt. Der Rest besteht aus den Bearbeitungen früher Klassiker der englischen Band. Der jüngste Song ist „Angie“ aus dem Jahr 1972, ansonsten bedient sich das Trio viermal 1966 und mit „Sympathy For The Devil“ 1968. So wird der rotzlöffeligen Aufbruchszeit der ROLLING STONES ein Denkmal gesetzt, mit Interpretationen, die bereits zur Entstehungszeit der Originale jedem Jazzkeller zur Zierde gereicht hätten. Der erlesene Klang ist allerdings ganz gegenwärtig.
In „Ruby Tuesday“ übernimmt Markus Braun am gestrichenen Bass die Gesangslinien. So smooth klang Mick Jagger (Freudsche Fehlleistung: „Mick Jazzer“ musste korrigiert werden) noch nie. Die JAZZSTONES nehmen aus dem eh schon mild beschwingten „Ruby Tuesay“ das Tempo raus und spielen den Track als gefühlvolle Ballade, so elegant wie ernsthaft, aber nie todtraurig oder, schlimmer noch, als butterweichen Muzak. Das ist stilvoll ergreifend und bezieht gleich eine Erinnerung an Melanies Version (mehr als an die rauere Variante Marianne Faithfulls) mit ein. Ähnlich verfährt das Trio auch mit den restlichen Stücken. Es wird innegehalten, inspiziert und über Songthemen improvisiert, gemäß dem Wahlspruch, dass in der Ruhe die Kraft liegt.
Die Originale werden nicht dekonstruiert, aber aufs Kleinste und Feinste fragmentiert um dann, jederzeit wiedererkennbar, neu zusammengesetzt zu werden. „Monticello“ (ein bisschen als würde Nino Rota sich die ROLLING STONES für Julia und die Geister zurechtlegen) und „Frippery“ (nein, der Credit geht nicht an Robert) passen sich nahtlos ein. Die JAZZSTONES flanieren durch das Werk der ROLLING STONES, vertändeln sich dabei aber nicht, sondern bleiben höchst geschmeidige Verwalter eines Sujets, das hörbar inspirierend wirkt. Jagger und Richards können damit jedenfalls sehr zufrieden sein.
FAZIT: JAZZSTONES TRIO „Plays The Rolling Stones“ ist eine exzellente, wenn auch angesichts des zeit- und raumgreifenden Oeuvres der STONES, kleine Werkschau in Jazz. Kein wilder Straßenkampf, sondern eine intime Clubtour. Eine äußerst gelungene Transformation.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2019
Markus Braun
Stefan Heidtmann
Marcel Wasserfuhr
Shaa-Music/theorchard.com
47:41
06.09.2019