Um LACUNA COIL war es eine Zeitlang merkwürdig ruhig, nachdem sich die Medien über mehrere Jahre hinweg speziell wegen Sängerin Christina Scabbia um die Band gerissen hatten, doch nun erscheint drei Jahre nach "Delirium" und einem 2018er Konzertmitschnitt bzw. History-Buch zur Feier des ihres 20. Gründungstags ein neues Studioalbum der Italiener.
"Black Anima" beruht auf einem losen Konzept: Die Texte ranken sich grob gesagt um die Disparitäten des Menschseins, Angstüberwindung und Wahrheitssuche dort, wo es gemeinhin am wehsten tut - tief in der eigenen Seele. Diesen Themenkosmos haben LACUNA COIL auf musikalisch bewährte und somit vergleichsweise triviale Weise ausgeleuchtet. Bassige Nu-Metal-Riffs, gewöhnliche Rock-Songstrukturen und Andrea Ferro als ewiger, brüllender Statist neben Hauptattraktion Scabbia bleiben die Kernelemente des Sounds der Gruppe.
Marco 'Maki' Coti-Zelati hält sich als musikalischer Leiter und Produzent des Quartetts an in der Vergangenheit etablierte Muster, ohne kompositorische an die Qualitäten früherer Hits heranzureichen. "Black Anima" wirkt wie ein sprichwörtliches "going through the motions", denn LACUNA COIL exerzieren lediglich das, was sie einst in mitreißenderer Form geboten haben.
Auf Hit gebürstete Tracks wie das hymnische 'Sword Of Anger', die Goth-poppige Schwelgerei 'Apocalypse' und der Antreiber 'Save Me' mit seinem sofort mitsingbaren Refrain hätten in ähnlicher Form schon auf dem einen oder anderen Vorgänger-Album stehen können, doch irgendwie ist der alte Zauber weg, und operettenhafte Dünkel wie im sperrig langatmigen 'Veneficium' gehen gar nicht, während man Coti-Zelatis neuerliche Inspiration aus dem fotografischen und cineastischen Bereich allenfalls im abschließenden Titelstück erkennen kann, das einem atmosphärischen Soundtrack-Outro gleichkommt.
'Black Anima' ist übrigens auch als limitierte Doppel-CD mit rund 13 Minuten Bonusmaterial ('Black Feathers', 'Through The Flames', 'Black Dried Up Heart') und von Artworker Micah Ulrich entworfene Tarotkarten erhältlich, welche die einzelnen Songs illustrieren und auf den thematischen Überbau der Selbstfindung anspielen.
FAZIT: LACUNA COIL befinden sich offensichtlich in einer Ideenkrise. Im 25. Jahr ihres Bestehens ist der Vierer zwar etwas härter aufgestellt als zuletzt, stagniert aber auf im Verhältnis zu seinem Schaffen in der letzten Dekade leicht unterdurchschnittlichem Niveau. "Black Anima" ist auch in Hinblick auf sein abgeschmacktes inhaltliches Konzept bloß dröger "Modern" Metal nach Schema F. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/edfbc181eae0422493fb95f0d0c78416" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.10.2019
Century Media / Sony
45:14
11.10.2019