Drei Jahre ist es nun her, dass sich die drei verbliebenen DIO-Bandmitglieder nach dem Tod ihres Meisters dazu durchgerungen hatten, das Erbe des Heroen anzutreten, um unter dem vielsagenden Titel „Heavy Crown“ ein Album zu veröffentlichen, auf dem sich die Band um den neuen Sänger Andrew Freeman neu formierte um ein viel beachtetes Werk auf den Markt zu bringen. Tragisch allerdings, dass kurz vor der Veröffentlichung mit Bassmann Jimmy Bain ein weiterer Weggefährte Ronnie James Dios für immer von der Bühne abtreten musste. Bain verstarb während der „Hysteria On The High Seas“-Tour, wo er mit LAST IN LINE den Support für DEF LEPPARD bestritt.
Gitarrist Vivian Campbell und Schlagzeuger Vinny Appice machten sich zusammen mit Andrew Freeman, dem neuen Leadsänger, auf die Suche nach einem Bassisten, der die Lücke, die Bain hinterließ, adäquat würde schließen können. Phil Soussan, der schon für OZZY OSBORNE den Viersaiter traktierte, konnte für das Nachfolgewerk gewonnen werden, das ob dieser Umbesetzung sich auf „II“ weiter vom Metal der Marke DIO entfernt als „Heavy Crown“. Lieferte das Debüt überwiegend härter rockenden Stoff, schaltet „II“ einen Gang zurück und tendiert deutlich mehr Richtung Hardrock mit Bluesrock-Elementen.
Nach dem Intro, startet die Scheibe mit „Blackout The Sun“ recht gefällig, ohne übertrieben vom Hocker zu hauen. Nach „Landslide“, das noch der härteren Kategorie zuzuordnen ist, folgt mit „Gods And Tyrants“ eine weitere, eher durchschnittliche Nummer, die handwerklich wieder ausgezeichnet gemacht ist, aber etwas wenig Herzblut verinnerlicht. Der Up-Tempo-Mittelpart mit Gitarrensolo erinnert hingegen schon fast an selige DIO-Zeiten.
Mit „Year Of The Gun“ schwenkt die Scheibe dann deutlich – für meinen Geschmack zu deutlich – in Richtung Hardrock/Bluesrock der 1970er Jahre. Hier haben WISHBONE ASH oder HUMBLE PIE doch etwas zu deutlich Pate gestanden. Das Ergebnis ist allemal hörenswert, weil unglaublich perfekt gespielt und produziert, es kommt allerdings wenig Neues auf´s Tableau und der Wiedererkennungswert ist nicht erwähnenswert. „Give Up The Ghost“ knüpft hier nahtlos an, rockt aber immerhin etwas zwingender.
Leider schaffen es LAST IN LINE auch in der Folge nicht, überdurchschnittlich zu fesseln, zu berechenbar sind die Kompositionen, die mehrheitlich auch seitens des Tempos reduziert erscheinen, immer wieder Anleihen an 60er-/70er- Jahre Bluesrock machen, die im Jahr 2019 mehr als abgedroschen wirken. Zudem fehlen die genialen Momente, insbesondere die DIO-typischen Hooks und Hymnen.
FAZIT: LAST IN LINE können mit ihrem zweiten Longplayer „II“ leider nicht ganz an das deutlich stärkere Debüt „Heavy Crown“ anknüpfen. „II“ hat durchaus gefällige Momente, die aber nicht mehr an DIO, sondern vielmehr an diverse Hardrock-Kombos der späten 1960er Jahre erinnern, ohne Glanz zu verströmen. Ein Album, das für DIO-Fans nur bedingt geeignet ist.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.09.2019
Phil Soussan
Andrew Freeman
Vivian Campbell
Vinny Appice
Frontiers Music Srl.
52:07
22.02.2019