Derweil LEATHÜRBITCH-Gitarrist Sebastian Silva gerade mit Idle Hands von sich reden macht, sind sein Sechssaiten-Gefährte Patrick Sandiford und Schlagzeuger Meshach Babcock die eigentlichen Strippenzieher der Band. Diese entwickelt seit vier Jahren eine überhaupt nicht eigenwillige Formel von klassischem Metal, zu der auch ein Sprühstoß aus der Haarspray-Dose gehört; diese Aura beschränkt sich aber wohlgemerkt in erster Linie auf das Image der Mitglieder. Das Quintett hat sich bisher durch ein Demo, eine selbst betitelte EP und mehrere Konzerte hervorgetan, die größtenteils in seiner Heimat, dem Pazifischen Nordwesten der USA, über die Bühne gegangen sind.
Das Debüt der verhältnismäßigen Newcomer unterhält nun eine halbe Stunde lang mit mehreren punktgenauen Speed Metal-Landungen, die im Fahrwasser von Agent Steel und Savage Grace entstanden sein müssen. Die helle Stimme von Frontmann Joel Stair scheint stets mit dem Rummel zu wetteifern, den die beiden Flitzefinger an den Klampfen machen. Die gar nicht mal so kurzen Lieder auf "Into The Night" strotzen vor Leads und Solos, die nahezu ausnahmslos von melodischem Feingefühl und einem guten Gespür für Dynamik zeugen.
Dabei ist der Fünfer so klug, zwischendurch rockige Momente einzubauen, die dann den Glam-Faktor ausmachen. So wechselt etwa das an Judas Priest zu "British Steel"-Zeiten erinnernde 'I Want What You Got' ebenso wie das abschließende 'Killer Instinct' zwischen Midtempo und Doublebass-Rollen, während es einen griffigeren Refrain vertragen könnte. Solche gelingen der Combo in ihren flotten Kompositionen am besten, wodurch 'L.U.S.T.', 'Sleaze City' und insbesondere 'Killing Silence' zu unfehlbaren Genre-Hits werden.
Außerordentliche Überraschungen bietet die Platte nicht, und gerade deshalb hätte sie auch nicht länger dauern dürfen; grundsätzlich muss man auf die erzkonservative, retrospektive Haltung der noch recht jungen Mucker stehen, um ihren Szene-treuen Stilblüten etwas abzugewinnen, zumal ästhetisch und lyrisch ganz bewusst Klischees geritten werden. Da dieser Tage aber wieder mehr junge Menschen denn je mit der Kutte ins Bett gehen, könnten LEATHÜRBITCH längerfristig zumindest im Underground für Wirbel sorgen, falls sie sich zu internationalen Touren aufmachen.
FAZIT: Glam Speed Metal, gespielt aus Überzeugung mit strengem Eighties-Geruch von ausgezeichneten Musikern mit dem Herzen am richtigen Fleck. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/66113e5083934c339902a99b38c4e28a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2019
High Roller / Soulfood
32:29
31.05.2019