Die 2015 gegründeten LEGENDRY veröffentlichten ihre beiden bisherigen Longplayer Schlag auf Schlag; "Mists Of Time" erschien 2016, "Dungeon Crawler kaum zwölf Monate später, doch für ihr drittes Album ließ sich die Band aus Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania etwas mehr Zeit.
Das hat sich gelohnt. Gerade in einer Zeit, in der es an guten bis sehr guten Epic-Metal-Releases beileibe nicht mangelt, ist es umso wichtiger, sich auf diese oder jene Weise hervorzutun, wobei schlicht und ergreifend prägnantes Songwriting die beste Methode sein dürfte. Dabei ist es aber nicht so, dass LEGENDRY den direkten Weg gehen würden; die Platte besteht aus zunehmend epische Ausmaße annehmenden Tracks - ab 'The Wizard and the Tower Keep' geht's nur noch einmal unter fünf Minuten über die Zielgerade - und kränkelt ausgerechnet dann, wenn die Musiker versuchen, sich kurz zu fassen. Daher ist die knappe wie einfältige "Trueness"-Klischeereiterei 'Vindicator' vermutlich auch der einzige nennenswerte Schwachpunkt.
Schon der Vorgänger enthielt drei Songs, deren Lyrics innerhalb des Narrativs angesiedelt waren, "The Wizard And The Tower Keep" fußt nun auf dem gleichnamigen Stück Kurzbelletristik aus der Feder von Bandkopf Vidarr, das der amerikanische Fantasy-Verlag Millhaven Press in einer Anthologie veröffentlicht hat. Dass LEGENDRY deshalb ein bisschen komplexer als zuvor komponiert und dabei mehr wert auf verschiedene Stimmungsbilder gelegt haben, ergibt vor dem literarischen Hintergrudd Sinn.
Trotz ähnlicher Ausrichtung habt die Band nicht (mehr) viel mit Manilla Road oder Cirith Ungol gemein, wenn man von der suboptimalen, zu gleichen Teilen pappigen und blechernen Produktion absieht, die einen kauzigen Gesamtcharakter begünstigen. LEGENDRY speisen sich 2019 vermutlich stärker denn je aus alten Progressive-Rock-Alben, wobei diverse Orgel-Parts so schwach tönen, wie es Frontmann Vidarr auf der Brust ist.
Aber wie gesagt: Charmant ist dieses Klangbild schon irgendwie, wenn man sich daran gewöhnt hat. Rein musikalisch fühlt man sich indes an frühe Judas Priest oder Rush und das noch sehr "krautige" Scorpions-Debüt erinnert, während unter den Tracks nicht alles genau aufgeht, aber das tun manche Heldengeschichten schließlich auch nicht. Gleichwohl, die Band steigert sich vor allem im hinteren Drittel, was man ihr höher anrechnen darf, weil andere Kaliber dort nicht selten schlappmachen.
FAZIT: LEGENDRYs dritte LP bietet guten Epic Metal mit Prog-Rock-Note von verschrobener Anmutung. Steigern kann sich die Band bestimmt noch, liebenswürdig war und ist ihre Musik dennoch, ohne dass man sie gleich in die erste Liga hochjubeln müsste. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/65f662c1be68470fb31813e43b01cb84" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.11.2019
High Roller / Soulfood
47:12
01.11.2019