Die Kalifornierin LESLEY KERNOCHAN erklärt das Erscheinen ihres neuen und inzwischen fünften Albums „The Hummingbird Revolution“ mit dem Wunsch, einen musikalischen Liebesbrief an Mutter Erde zu verfassen. Als Motivation dafür nennt sie die Lektüre „Love Letter to the Earth“ des buddhistischen Mönchs und Zen-Meisters Thích Nhat Hanh aus Vietnam.
Ein solches Vorhaben im Grenzbereich zweier höchst unterschiedlicher Kulturbereiche könnte leicht großartig scheitern oder zumindest in der Belanglosigkeit untergehen. Nicht so bei LESLEY KERNOCHAN: Im Stil einer großen Komponistin schafft sie es mit ihren zehn Songs auf „The Hummingbird Revolution“ mühelos, philosophischen Überlegungen in lebensnahen und berührenden Liebesliedern Ausdruck zu geben – alles fernab und frei von jeglicher schwammig-schwärmerischer Esoterik.
LESLEY KERNOCHANS vor drei Jahren erschienenes letztes Werk „A Calm Sun“ war ja ein prächtiges und zu Recht hochgelobtes Country-Album. Die „Kolibri Revolution“ nun ist als eine erfreulich farbige und gekonnt gewobene Verbindung von Folk, Americana, Country, Pop und Jazz stilistisch etwas breiter gefächert. Und dass KERNOCHAN poetische Texte schreibt ist das Eine, wie sie diese mit ihrer wandelbaren und geschmeidigen Stimme in Szene setzt, das Andere – große Klasse auf jeden Fall!
Keiner der zehn Songs auf „The Hummingbird Revolution“ fällt qualitativ ab. Zu den Highlights gehört der sparsam instrumentierte Titelsong, großartig erzählt und gesungen. Oder „Inside This Kiss“: ein luftig-leichter, jazziger Swing-Titel mit äußerst ansprechender Arbeit am Bariton-Sax, von Frau KERNOCHAN persönlich. Und eigentlich ist bereits der Auftaktsong „Kansas Twine“, ein beschwingtes Stück Country-Pop, ein kleines Versprechen für das Nachfolgende – eines, das LESLEY KERNOCHAN zusammen mit einer sehr versierten Band in der Folge denn auch mühelos einzulösen vermag.
Am Geheimtipp-Status LESLEY KERNOCHANS hat sich in den drei Jahren seit dem Erscheinen ihres letzten Albums nichts geändert; das ist zwar einerseits eine unverständliche (und ungerechte) Tatsache, die anderseits da und dort aber doch für ein wenig Genugtuung sorgen mag – zwischendurch ist das Gefühl, etwas Besonderes für sich entdeckt zu haben, ja auch ganz schön.
FAZIT: LESLEY KERNOCHANS „The Hummingbird Revolution“ ist ein rundum stimmiges und hochstehendes Werk und sei all jenen bestens empfohlen, die vierzig Minuten Wohlfühlmusik im allerbesten Sinn nicht abgeneigt sind.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.11.2019
Dan Lutz
Lesley Kernochan
Dean Parks, Lesley Kernochan
Jeff Babko
Aaron Sterling
Lesley Kernochan (Bariton Sax)
Make My Day Records/Indigo
39:11
08.11.2019