Keine Frage, Thaumatrop markiert im Vergleich zur EP “Tarred & Feathered” von 2016 einen deutlichen Fortschritt in Sachen Produktion und Songwriting, aber LIARS & THIEVES verleihen der Disziplin Post Hardcore keine neuen Impulse, sondern reiten lediglich Klischees auf hohem Niveau, nun da sie ein erstes vollwertiges Album gestemmt haben.
Die Szene dürfte umso tiefer beeindruckt sein von dem druckvoll in Szene Gesetzten Hart-Zart-Treiben, das dem Quintett genauso aalglatt von den Händen geht wie seinen offensichtlichen Vorbildern aus den Vereinigten Staaten. Frontjunge Adrian Rosetta brüllt, Schlagzeuger Lukas Müller reicht die brav melodischen Gesangsparts ein, die sich in der Regel auf Refrains oder kurze Intros bzw. Bridges beschränken, und dazwischen entsteht durch großzügigen Synthesizer-Einsatz zu fetten Gitarrenriffs eine regelrecht bombastische Klangkulisse.
Das ändert jedoch nichts daran, dass die Stücke auf "Thaumatrop" allesamt wie am Reißbrett entworfen anmuten. Dem eröffnenden 'I’m Alive' geht nach kurzem Gehämmer rasch die Puste aus, ehe es vorhersehbar in einem Breakdown endet, die schon 2017 vorgestellte Single 'Marble Eyes' kreist in den Strophen qualvoll einfältig um sich selbst, und nachdem kurz mit treibendem Groove zum (natürlich) hymnisch-pathetischen Chorus übergeleitet wurde, ist abgesehen von einer identischen Wiederholung dieses Prinzips nichts mehr aus der Nummer herauszuholen.
Was daran "progressive" sein soll - so werden LIARS & THIEVES schließlich angepriesen - weiß der Teufel. Die aktuelle Auskopplung 'Maelstrøm' ist ein einziges Stakkato-Ärgernis, in dessen Verlauf man sich genauso wie während des Gejammers in 'Glass Cords' fragt, warum die Typen denn so zornig respektive wehleidig sind. Andere gehen Boxen, um sich abzureagieren, oder spielen Fado, um ihrem Weltschmerz Herr zu werden; zumindest letzteres ist gesünder für die Ohren.
FAZIT: Kantenloser, berechenbarer Post Hardcore vom Fließband. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/598030a37a28470ab35ca02471b6f2a3" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2019
Bastardized / Membran
39:04
26.04.2019