Bekanntermaßen ist LINDY-FAY HELLA Sängerin der norwegischen Spiritual-Folk-Formation Wardruna, bei "Seafarer" handelt es sich jedoch um ihren ersten Studio-Alleingang, mit dem sie naheliegenderweise ihre Stimme ins Zentrum stellt. Darüber hinaus beruht das Album auf von Einar Selviks Projekt bekannten Stilmitteln und diesen entsprechenden Instrumenten, also natürlich erzeugten Drones sowie einer Menge Handwerkszeug zum Klopfen und Schütteln.
Die Künstlerin arbeitete zwei Jahre im Zuge von Aufnahme-Experimenten an Musik, aus der sich letzten Endes mehr oder weniger herkömmlich (im Vergleich mit dem strikt konzeptionellen und rituellen Soundtracks ihres anderen Betätigungsfeldes) gestrickte Songs bildeten. Das entrückte 'Two Suns' hat eine Menge von Tori Amos und bringt wie später auch 'Three Standing Stones' zusätzlich elektrisch verstärkte Klangerzeuger zu Gehör, während einlullende Monotonie hier wie auch anderswo atmosphärische Stringenz gewährleistet.
Dank nicht weniger griffiger Melodien, die definitiv keine improvisatorische Entstehung des Materials vermuten lassen, besitzt "Seafarer" ein gewisses Breitenpotenzial auch über jene Klientel hinaus, die bei der Nennung von Gästen wie Enslaved-Soundexperte Herbrand Larsen und der exzentrische Stimmakrobat Gaahl (ex-Gorgoroth) hellhörig werden könnten. Des weiteren wirkten neben Ingolf Hella Torgersen, dem Cousin der Leaderin, Organist Roy Ole Førlund und Schlagzeuger Jan Tore Ness mit, die das Ganze endgültig wie eine Bandplatte wirken lassen, zumal geklammert von einer stringenten Meeresmotivik im Visuellen wie Textlichen.
'Nåke Du Finn I Skogen' und 'Horizon' beruhen auf ein under derselben Melodie, sind aber unterschiedlich ausgerichtet und spiegeln die hintersinnige Art wider, mit der das Ensemble vorgegangen ist. Alle Beteiligten erhielten Raum zur freien Entfaltung und schaffen es vielleicht auch deshalb, keinen unschön säuselnden New-Age-Eindruck zu hinterlassen, wie es bei solchen Geschichten nicht selten der Fall ist.
FAZIT: "Seafarer" ist ein im besten Sinn übersinnlich hypnotisches, aber auch sehnsuchtsvolles Album zur Flucht in innere Gefühls- und äußere Parallelwelten für Freunde der ruhigen Myrkur oder von Kate Bush, mit dem man das Gras wachsen hören kann. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/3cc7670537864b8b81e382d3b6e6a2a7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2019
Ván / Soulfood
35:03
20.09.2019