Davon abgesehen, dass die Veteranen LO-PAN auf ihrem vierten Album einen neuen Gitarristen in Gestalt des unbeschriebenen Blattes Chris Thompson vorstellen, legt "Subtle" auf eindrucksvolle Weise Zeugnis von der Beständigkeit der Band ab. Kantige Riffs und richtiggehend geschmackvoll eingebaute Feedbacks, eine passend dazu verspielt auftrumpfende Rhythmusgruppe und ungleich schmeichelhafter ins Ohr gehende Refrains, bei denen Charisma-Stimme Jeff Martin in besonders rühmlichem Licht erstrahlt - darauf beläuft sich die zur Diskussion gestellte Rezeptur nach wie vor.
Die Band aus Columbus in Ohio wäre ja auch dumm, etwas daran zu ändern, denn sie war nicht nur schon zu Beginn ihrer Karriere in genau dieser Form originell, sondern erfuhr auch eine entsprechende Würdigung, wenn auch nur in Insider-Kreisen. Für die Masse bleibt ihre Musik zu unbequem, zu wenig offensichtlich auf plakative Emotionen gebürstet. Im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten ticken die Uhren halt anders … oder sind vor längerer Zeit stehengeblieben.
Beispielsweise in den späten 1980ern, wo man die Tracks ansiedeln könnte, die nicht eindeutig Seventies-orientiert sind. 'Savage Heart' und 'Ascension Day' - ein jubilierendes Doppel mit hymnischen Qualitäten - gehören zu letzteren, das flatterhafte, kontrolliert wütend aufbrausende 'Sage' und das genauso unberechenbare 'Khan' verbreiten hingegen das Flair jener Ära, in der gewisse Kapellen wirklich alternativ waren, statt nur so genannt zu werden.
Mit 14 Jahren auf dem Buckel ist das Quartett fast schon ein alten Eisen, auch wenn man es ihm auf seinem neuen Werk noch weniger anhört als auf der vorangegangenen EP "In Tensions", die vor zwei Jahren noch ein wenig Sand im Getriebe vermuten ließ. 'Butcher's Bill' gehört als Abschlusstrack zu den bisher "progressivsten" Gesten des Vierers und ist somit auch unter stilistischen Gesichtspunkten ein naheliegender Gegenpol zum Opener '10 Days', der wie Danko Jones ohne breitbeinige Posen wirkt.
FAZIT: "Subte" hält, was sein Titel verspricht - LO-PAN platzen nicht mit plump austauschbaren Melodien und Wendungen in die Classic-Rock-Inflation, sondern lassen einmal mehr ihr ganzes Herzblut in hörbar spontan wie umsichtig geschriebene Heavy-Rock-Songs fließen, die durch natürliche Unberechenbarkeit bei gleichzeitiger Stringenz Langzeitpotenzial entfalten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/6136b53433904a36920b9cc0cdb7603a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.05.2019
Aqualamb
47:50
17.05.2019