Bei "Under Stars" handelt es sich um den Abschluss jener Geschichte über einen fiktiven Astronauten, die 2015 auf "'Please Come Home" begann. Diesmal beleuchten LONELY ROBOT die Generation Smartphone und ihre Ignoranz dem gegenüber, was um sie herum vor sich geht. Tausendsassa John Mitchell hat wie üblich alle Instrumente selbst eingespielt, nur einige Stelle Bassist Steve Vantsis überlassen und seinen angestammten Komplizen Craig Blundell zum Trommeln eingespannt, um die anhand vorgegebener Songtitel entstandene Musik einzuspielen.
Heraus kam zum dritten Mal in Folge eine Zusammenstellung von Songs im klassischen Sinn, bei deren Komposition Mitchell - Kunstfertigkeit hin oder her - eindeutig Wert auf eingängige Strukturen legte. Zugleich konnte er seine längst sehr individuelle Handschrift besonders prägnant zur Geltung bringen; man erkennt praktisch nach 30 Sekunden, wer den Opener 'Ancient Ascendant' geschrieben hat und performt. Es ist ein ungewohnt verhaltener Einstieg mit dem Charakter eines Wiegenlieds, dessen umso lauter aufbrausender Refrain allerdings vorwegnimmt, wie der Rest des Materials gestrickt ist.
Dynamik wird auf "Under Stars" großgeschrieben. Das Titelstück verwandelt sich genauso wie gegen Ende das entlarvend betitelte 'Inside This Machine' von einem Leisetreter zu einem bombastischen Instrumental im Nimbus der späten Pink Floyd (das Gitarrensolo!), das mit charakteristischer Roboterstimme vorgetragene 'The Signal' kommt einer zarten Schwärmerei des David Bowie von "Ziggy Stardust" gleich, um die schleppende Gitarrenbreitseite 'The Only Time I Don't Belong Is Now' danach umso wuchtiger zu machen, und das poppige, vom gegenwärtigen Synthwave-trend beflügelte 'Icarus' stellt einen drastischen Kontrast zu solchen Kraftbeweisen dar.
'How Bright Is The Sun?' könnte dann von einem Soloalben Peter Gabriels stammen und ist die - jawohl - schönste Nummer dieser Platte, mit der LONELY ROBOT ihre Trilogie auf besonders massenkompatible Weise vollenden.
FAZIT: "Under Stars" ist das beste der bisher drei LONELY-ROBOT-Alben, weil John Mitchell hier Pop und Art Rock auf ideale Weise verschmilzt, ohne dass mehrheitsfähige Hooks einer- und satte Gitarrenhärte andererseits zu kurz kommen würden. Von der Produktion, die Kopfhörer-Gourmets auch längerfristig nicht sattmachen dürfte, ganz zu schweigen … <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/8d08c9a116274da7b0634cc0df890f20" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.04.2019
Inside Out / Sony
49:49
26.04.2019