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Lost In Kiev: Persona

Stil: Post Rock / Metal

Cover: Lost In Kiev: Persona

Im Vorfeld der Arbeiten an neuen Songs wollten LOST IN KIEV ihre Ideen direkter umsetzen und sich dabei kürzer fassen. Das Ergebnis dieses Unterfangens liegt nun in Form des dritten Albums der Pariser vor und kann zumindest auf jene selbst auferlegte Weisung als gelungen bezeichnet werden.

Die Band kommt auf "Persona" rascher denn je auf den Punkt, ohne ihren Stil in merklichem Maß weiterentwickelt zu haben. Keine Frage jedoch: Als Komponisten sind die Mitglieder im Zuge ihrer bewusstein Einschränkung gereift. "Persona" kommt neunmal wunderbar ohne allzu weite Ausschweifungen auf den Punkt und könnte dennoch kein typischeres Post-Rock-Album instrumentaler Natur sein.

Natürlich ist das enthaltene Material wieder einmal an einen thematischen Leitfaden gebunden; wie der Titel des Albums andeutet, stellen LOST IN KIEV fiktive Personen vor, die in ebensolchen Geschichten mitspielen und innerhalb dieses Rahmens ihre Charaktere Entfalten, was sich dann in unverschiedlichen musikalischen Stimmungen widerspiegelt. Verstärkten werden diese durch ausgesprochen effektive Sprachsamples und vielleicht mehr denn je den Einsatz von Synthesizern. Dass nicht nur Hauptstrippenzieher und Gitarrist Maxime Ingrand, sondern auch Bassist Jean Christophe Condette ein Tasteninstrument bedient, kommt nicht von ungefähr.

Die zwei rollen regelrechte Keyboard-Flokatis aus, ohne dass LOST IN KIEV an Heaviness einbüßen. Die im Kontext ihrer Musik bisher vielzitierte Malencholie und Dramatik kommt abermals vollends zur Geltung, ebenso die generelle Anmutung eines Filmsoundtracks, die man den Langspielern der Franzosen seit je attestiert. 2019 jedoch entzeiehn sie sich der Banalität just dadurch, dass sie gar keine hochtrabenden Konzepte verarbeiten, wobei es sich bei den meisten artverwandten Bands ohnehin um bloße Schaumschlägerei handelt. Der einzige rote Faden durch alle Songs ist eine allgemeine Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz im Verhältnis zum Wesen des Menschen an sich.

All das kann man aber auch getrost ignorieren. "Persona" ist auf konventionelle Hörgewohnheiten bezogen so maximal zudringlich, wie rein instrumentale Musik nur sein kann, und packt vom ersten bis zum letzten Ton.

FAZIT: Mit ihrem neuen Album haben LOST IN KIEV ihren vorläufigen Zenit erreicht. "Persona" ist ein Quantensprung gegenüber "Nuit Noir" und empfiehlt sich schon jetzt als Anwärter auf den Titel "Post-Rock-Platte des Jahres". <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/72048d3fc9da47e5893fc25aa6bd3863" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2019

Tracklist

  1. Persona
  2. Lifelooper
  3. The Incomplete
  4. XM3216
  5. Pygmalion
  6. Mindfiles
  7. Psyche
  8. Thumos
  9. Mecasocialis

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Pelagic / Cargo

  • Spieldauer

    44:10

  • Erscheinungsdatum

    26.04.2019

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