Ein Plattentitel, der Bände spricht: Luke Combs ist wohl der Country-Star der Stunde in den Vereinigten Staaten und wird nicht ganz zu Unrecht auf die gleiche Stufe gestellt, die etwa Garth Brooks in den frühen 1990ern einnahm, Sein Debüt "This One's for You" von 2017 brach Verkaufs- und Chart-Rekorde, seine Konzerte in riesigen Sälen waren binnen Minuten ausverkauft, und die Medien des Landes reißen sich um ihn. Ob der Hype gerechtfertigt ist oder nicht, darüber mögen andere entscheiden; wir finden: Der Nachfolger des Einstands ist ein solides Genre-Album, bloß dass der Künstler zu sehr auf Nummer sicher geht … was angesichts seines Erfolgs zu erwarten stand.
Und vorhersehbar sind - im Guten wie Schlechten - nicht nur die beiden beiden Gäste, die Combs zu den Aufnahmen eingeladen hat. Sowohl Eric Church als auch Ronnie Dunn ist seit längerer Zeit mit ihm befreundet, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie ähliche stilistische Neigungen haben. Dementsprechend stromlinienförmig schreien die betreffenden Tracks '1, 2 Many' und 'Does To Me' dann auch nach Single-Hit respektive ausgiebigem Radioeinsatz.
In Hinblick auf die gleichbleibende Stimmung der Tracks besteht der empfindlichste Schwachpunkt dieser typischen Neo-Nashville-Sause darin, dass sie schlicht und ergreifend zu lange dauert. Die 17 Songs nehmen einander wenig bis gar nichts, doch nach einiger Zeit des Hörens stellen sich Ernüchterung und der Eindruck ein, da laufe immerzu ein und dasselbe. Umso willkommener heißt man vor diesem Hintergrund die drei im besten Sinn reduzierten Höhepunkte 'Dear Today', 'Nothing Like You' und 'Better Together'.
Lukes Fanbasis dürfte solche Kritik egal sein, und vermutlich geben ihm die Tonträger-Absatzzahlen bzw. Streaming-Ziffern tatsächlich Recht. Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist; hinterher kann man sich immer noch neu erfinden.
FAZIT: Aalglatter Mainstream-Country aus Amerikas Schmiede Nummer eins in Sachen Modern-Cowboy-Muzak - Luke Combs ist auf seinem zweiten Album alles anderer als ein Grenzgänger, sondern dient sich zu sklavisch seiner eingeschworenen Klientel an. Beim dritten Mal kommst du damit nicht durch, Freundchen! <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/3fde004462aa4344a8c659b2f181c608" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2019
River House Artists / Columbia Nashville
59:35
08.11.2019