Traditionellen Heroen-Metal mit furiosem Schwarzmetall wie aus den frühen 1990ern bzw. Skandinavien zu verbinden ist eigentlich gar nicht so abwegig, aber ein seltenes Erlebnis. LUNAR SHADOW zumindest haben sich dieser Kombination verschrieben und nach ihrer ersten EP “Triumphator” mit ihrem 2017er Album “Far From Light” einen soliden Start hingelegt, der - jede Wette - weit mehr Rummel hätte heraufbeschwören können, wären die Protagonisten keine Deutschen.
Bandkopf Max Birbaum erlitt nach seinem Plattendebüt offensichtlich lebensbedrohliche Schicksalsschläge, die er nun gewinnbringend auf "The Smokeless Fires" verarbeitet. Dass LUNAR SHADOW zwischendurch einen neuen Sänger finden mussten, geriet dabei wohl zur Nebensache, und Robert Röttig ist Abgänger Alex Vornam tatsächlich auch in vielerlei Hinsicht überlegen. Der äußerst penible Komponist und Arrangeur überließ nichts dem Zufall und schuf eine kunstvolle Mischung aus verschiedenen Metal-Stilmitteln, die sowohl klassisch als auch zeitgemäß klingt.
Dadurch, dass sich Birbaum mit der Conditio Humana auseinandersetzt und dabei über Vergänglichkeit sowie die Untaten der vermeintlich zivilisierten Welt sinniert, könnte "The Smokeless Fire" ein verkopftes, sperriges Werk sein, aber das ist keineswegs der Fall. Die Platte reißt vom Opener 'Catch Fire' an mit - man ist quasi sofort Feuer und Flamme, wie der Titel suggeriert - und verliert eine Dreiviertelstunde lang nichts von ihrer tatsächlich sehr positiven Energie.
Das Quintett wirft geradezu verschwenderisch mit Melodien um sich, weshalb weit weniger auffällt, wie komplex die meist längeren Tracks strukturiert sind. Röttigs hohe, aber kraftvolle Stimme schürt die Sympathien für LUNAR SHADOW zusätzlich, und wenn er mal nicht singt, begeistern nahtlos ineinander übergehende akustische und verzerrte, ruppige und richtiggehend klassisch-konzertante Parts. Am Ende ist das alles aber Metal durch und durch mit zuversichtlich stimmender Message, wie man sie dieser Tage nur noch selten geboten bekommt.
FAZIT: "The Smokeless Fire" ist nicht nur ein verdammt gutes, hartes Melodic-Metal-Album voller vertrackter Hymnen, sondern auch insofern eine Wohltat, als es traditionelle Szenetugenden aufleben lässt (Durchhalteparole und Ansage zum Kampf gegen alle Widrigkeiten), die zwischen Tod, Teufel und ideologischem Quart seit Jahren vergessen zu sein scheinen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/3a7ce28d7a444259b950bb9365480273" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.06.2019
Cruz del Sur / Soulfood
44:29
14.06.2019