Was M.I. GOD. "Sophisticated Metal" nennen, ist in erster Linie Todesstahl auf der Hart-Zart-Schiene mittlerer In Flames, ferner beeinflusst von den Nu-Metal-Pioniere Korn, Synth Pop und Prog-Kraftmeierei der Marke Dream Theater (ab "Six Degrees of Inner Turbulence"). Hinzu kommen zeitgenössischer Yankee-Stoff fürs Radio wie Sevendust oder Disturbed sowie diverse Soundtrack-Komponisten. Klingt wirr, diese Eigeneinschätzung der Beteiligten? Ja, aber irgendwie schmeckt diese Suppe gar nicht so übel.
Auf jeden Fall gehen die Nürnberger mit gehobenen Ansprüchen zur Sache und heben sich keinen Bruch an diesen Ambitionen. "Specters On Parade" ist - natürlich - ein Konzeptalbum, dessen Geschichte mit offenem Ausgang zum Weiterspinnen einlädt (und über kurz oder lang von der Gruppe selbst weitergesponnen wird), und demonstriert die Wandlungsfähigkeit von Musik im Idiom Metal, ohne dass sich ein unangenehmer "novelty"-Effekt einstellen würde. Der haftet höchstens der Bandinterpretation von Margaret Bergers Eurovision-Song-Contest-Schote 'I Feed You My Love' an, aber die Coverversion ist nicht einmal übel umgesetzt und passt in den Kontext.
M.I. GOD. zehrten beim Songwriting spürbar von ihrer langjährigen Erfahrung, denn schließlich sind sie bereits seit der Jahrtausendwende am Start. Obgleich sich mittlerweile einiges bei ihnen verändert hat: Besetzungswechsel erfolgten bis zur Beinahe-Auflösung, Band-Contests wurden gewonnen man heizte für internationale Schwergewichte ein, und in der Tat ist ein steter Stimmungswechsel zwischen Tragik und Euphorie ein Hauptmerkmal von "Specters On Parade"
Dass Tracks wie 'Embracing The Neon', 'Tears Of Today' und 'Bound To A Daydream', der subjektiv empfunden stärksten Nummer der Platte neben dem Titelsong, im Laufe von fünf Jahren erarbeitet wurden, hört man ihren detailreichen Arrangements an, auch wenn das Sextett ein strenges Augenmerk auf kompakte Strukturen und diesen entsprechende Zugänglichkeit der leichteren Art legt. Andererseits dürfte man der Scheibe speziell unterm Kopfhörer so schnell nicht überdrüssig werden.
FAZIT: Das Leben schreibt die beste Musik - dies belegen M.I. GOD. mit ihrem biografisch geprägten Konzeptwerk "Specters On Parade", einem Fanal für Zählebigkeit und zugleich zeitgemäßen Metal-Album mit epischer Note, dem mit der Vorsilbe "Modern" keinen Schimpf antut. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/7f60feb34071439c805fd1804965c77a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2019
Fastball / Soulfood
55:35
15.02.2019