'Malted Milk', so hieß auch eine von Robert Johnsons Blues-Ursuppen, und die gleichnamige Band geht tatsächlich aus einem "blauen" Duo (Gitarre, Gesang) hervor, dessen Anfänge in den späten 1990ern liegen. Als mehrköpfige Formation sind Sänger Arnaud Fraudin und Co. jedoch stilistisch in die Breite gegangen, weshab sie heute in erster Linie als arrivierter Soul-Act gelten.
Das Kernquintett hat sich längst um eine feste Bläsersektion verstärkt, was im Austausch mit dem amerikanischen Crooner Karl W. Davis geschah, und sich von ländlichen zu eher städtischen Genre-Klängen hingewandt; Bezüge zu R'n'B oder Funk sind im Zuge dessen praktisch nicht vermeidbar, und MALTED MILK betten solche Einflüsse in raumgreifende Arrangements, quasi zur Zusammenfassung all dessen, was sie in den unterschiedichen Phasen ihres bisherigen Werdegangs zu bieten hatten.
Die Formation aus Nantes destilliert in Stücken wie 'It Ain-t Time For A Change' oder dem wahrlich die Welt umarmenden 'Children Of The World' einerseits den Kern ihres Stils, den sie spätestens 2009 auf ihrem dritten Album „Sweet Soul Blues“ in akustischen Stein meißelte, schlägt aber andererseits auch für ihre Verhältnisse neue, ausgesprochen moderne Töne an. Diese stehen gleichwohl im Einklang mit ihrem angestammten stilistischen Umfeld und allgemeinen Gestus.
Hier wird mitnichten Genre-Hopping betrieben; der "fortschrittliche" Eindruck ergibt sich vielmehr aus einer im besten Sinn zeitgemäßen Produktion, die MALTED MILK mit der Intimität und Live-Power ihrer zwei vorangegangenen Alben „Malted Milk & Toni Green“ und „On Stage Tonight!“ (einem Konzertmitschnitt) kombinieren. Die zeitlosen Kompositionen, in denen sich jeder Fan und alle, die es werden möchten, sofort zurechtfinden machen "Love, Tears & Guns" letzten Endes zu einem für die Bretonen typischen Wimmelbild aus Melodien zum Mitsingen und Grooves zum Tanzen.
FAZIT: Nach über zwei Jahrzehnten verschmelzen MALTED MILK traumwandlerisch sicher Urban Blues, tiefschwarzen Soul und R'n'B' mit Pop der Golden Sixties und einer ureigenen Ausstrahlung, wobei sie zum Schwingen der sprichwörtlichen Hufe einladen - Lebensfreude nicht ohne Tiefgang ist das, und "Love, Tears & Guns" legt ungeachtet seines reißerisch augenzwinkernden Titels eindrucksvoll Zeugnis davon ab. Irgendwie scheinen nur französische Combos so glaubwürdig kosmopolitische Musik zu machen, ohne klischiert multi-kulti daherzukommen … <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/37ebfb7b60f5421dadbaf2ebafc709b5" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2019
Blues Productions / Broken Silence
44:58
20.09.2019