Dreckig, speckig, neckisch … MAMMOTH MAMMOTH rüpeln mit ihrem neuen Album hoffentlich nicht wieder an weiten Teilen der Classic-Rock-Szene vorbei, denn kompositorisch zeigen sich die Australier dieser Tage sogar noch treffsicherer als auf dem schon beachtenswerten Vorgänger "Mount The Mountain".
Auf "Kreuzung" wird nicht nur über weite Strecken nahezu ohne Unterbrechung soliert, sondern auch traditionelles Songwriting vom Feinsten geboten. Das mag zwar manchem entfallen, der das scheppernde Viergespann mit dem meistens leicht übersteuerten Schreihals am Mikro gern in eine beliebige Retro-Schublade (oder -Garage?) steckt, doch wer genauer hinhört, erkennt unschwer Brillanz. Diese legt speziell Gitarrist Marco Gennaro an den Tag, der zusammen mit Kris Sinister am Bass derart viel Druck macht, dass ein weiterer Sechssaiter entbehrlich zu sein scheint.
Und dennoch dudelt es auf "Kreuzung" an allen Ecken und Enden, gleichwohl immer mit Sinn und Verstand. Das Quartett ist genaugenommen ein typisches Power Trio mit einem gesonderten Sänger, dessen Shitkicker 'Motherf@cker', 'Tonight' und 'Screamin´' auch aus der kurzen Blütezeit der letztlich doch nicht so umstürzlerischen skandinavischen Rock-Revolution stammen könnten. Darüber hinaus huldigen MAMMOTH MAMMOTH ob bewusst oder nicht auch klassischem Aussie-Hardrock vom Schlage Buffalos oder Rose Tattoos, obgleich ohne Slide-Blues-Elemente. Die rollenden Highlights 'I'm Ready' und 'Mad World' haben Motörhead eine Menge zu verdanken, andererseits rühren die Protagonisten stoisch AC/DC-mäßige Stampfkartoffeln an, wobei Frontmann Mikey Tucker vor allem während 'Wanted Man' in der Tat gesanglich an den seligen Bon Scott erinnert.
Das dezente Space-Rock-Flair des fast rein instrumentalen Doppels aus 'Kreuzung' und 'God´s Gonna Hate Me' am Ende ist indessen eine Ausnahmeerscheinung. Um es noch einmal zu sagen: Die Gitarren sind auf diesem Album der Hauptreiz und ein fesselnder Hinhörer.
FAZIT: Energetischer, fantasievoller und dennoch geradewegs in den Bauch wie die Beine gehender Schmutzrock, der auf Platte so zeitlos ist, wie er bei Live-Shows unvergessliche Konzertmomente bescheren dürfte. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/58a9f04b6f204a23814f42aae646b8ea" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.11.2019
Napalm / Universal
40:28
08.11.2019