Dieses Album ist eines jener vielen, die ein Künstler in identischer oder ähnlicher Form einreicht, wenn er sich auf breiterer Ebene etabliert hat und Bestand aufnehmen möchte. Marc Broussard besinnt sich auf "Home (The Dockside Sessions)" - ein vielsagender Titel - seiner musikalischen Wurzeln, indem er Lieder neu interpretiert, die ihn im Laufe seiner Entwicklung zu einem angesehenen Liedermacher nordamerikanischer Couleur und nicht zuletzt auch in menschlicher Hinsicht maßgeblich geprägt haben.
Im Austausch mit seiner Hörerschaft legte sich der Künstler u.a. auf Bert Berns' 'Cry To Me', das Solomon Burke weltbekannt machte, Otis Reddings 'These Arms Of Mine', 'Do Right Woman, Do Right Man' aus dem Repertoire von Aretha Franklin sowie Donny Hathaways 'I Love You More Than You'll Ever Know' fest, dessen jüngste bekannte Interpretation von Amy Winehouse stammen dürfte. Broussard verleiht den Selektionen sowohl urigen Glanz als auch eine zeitgenössische Färbung, was für sich genommen bereits ein kleines Kunststück darstellt.
Immerhin reden wir hier nicht von verschwenderischen Arrangements, sondern aufs für einen klassischen Singer--Songwriter Nötigste reduziertem Stoff. Dass es sich bei dem Material nicht kategorisch um für diese Disziplin naheliegende Kompositionen handelt, verleiht dem Ergebnis einen besonderen Dreh, denn erwachsenen Pop oder Gospel-orientierte Nummern beispielsweise auf Soul Blues oder Country-Geplänkel (im positiven Sinn) umzudeuten ist beileibe kein Alltagsgeschäft.
Dazu lässt sich Broussard zu keiner Sekunde hinreißen. Meistens beschränkt er sich auf Klavier und Akustikgitarre, als wollte er die teils ikonischen Originale in erster Linie nur via Gesang und Text erkennbar machen - eine kluge Entscheidung in Anbetracht der Tatsache, dass er zu den ausdrucksstärksten Sängern seiner Zunft gehört.
FAZIT: Live eingespielt im wie der sprichwörtliche Nagel auf den Kopf passenden Ambiente eines geschichtsträchtigen Studios im US-Bundesstaat Louisiana ist "Home" ein weiterer großer Griff für Marc Broussard, eine intime Americana-"Lebensbeichte", bei der sich der Barde nur vorwerfen lassen muss, seine Fans in Bezug auf neues eigenes Material hinzuhalten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/2fea2c230326489d9e541500a2a94a3a" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2019
Big Lake
48:20
05.04.2019