Es ist ein sehr intimes Album geworden, das uns vom Gitarristen MARK WINGFIELD und dem Pianisten GARY HUSBAND als elektronisch fast komplett abgespeckte und auf das rein Akustisch reduzierte Variante mit „Tor&Vale“ präsentiert wird. Und es ist zugleich ein sehr sperriges Album, das auf die Dauer seiner fast 80 Minuten nicht wirklich überzeugt.
Für <a href="https://markwingfield-moonjune.bandcamp.com/album/tor-vale-hd" target="_blank" rel="nofollow">„Tor&Vale“</a> fanden sich zwei ausgezeichnete Musiker zusammen, die sich durch gegenseitige Hochachtung auszeichnen und nur das Beste voneinander zu berichten haben. So stellt Wingfield zu Husband fest: „Gary ist so ein großartiger Spieler und ich kannte seine Klavierarbeit, also wusste ich, dass er weit über das übliche jazzimprovisierte Format hinausgehen und auf viele verschiedene Musikwelten verweisen kann. Ich wusste, dass es ein echtes Potenzial gibt, mit ihm so etwas zu machen, aber ich hatte vorher keine Ahnung, dass die Sitzung so gut verlaufen würde oder dass wir auf dem Niveau, das wir besitzen, musikalisch kommunizieren könnten.“
… um am Ende mit den Worten von Husband zu dem Ergebnis zu kommen: „Diese Aufnahme erfasst und reflektiert die gegenseitige Begeisterung und die leichte Art der Kompatibilität, die wir während der Sitzungen zu allen Zeiten festgestellt haben. Nichts davon fühlte sich gezwungen an oder schien viel Anstrengung zu erfordern. Es ist einfach passiert, so wie du es hörst.“
Vieles von diesen Aussagen ist auch in dem 16-seitigen Booklet des ansprechend gestalteten Digipaks zu lesen, in dem ausgiebig auf jedes einzelne der insgesamt 8, zwischen 6 und 17 Minuten andauernden, Stücke eingegangen wird und mit den Worten beginnt: „Da war so einige Magie im Spiel, welche diese intime Session, aufgenommen in einem geräumigen Studio eines Bauernhauses aus dem 12. Jahrhundert in Katalonien, eine Stunde von Barcelona entfernt, durchzog.“
Ob dieses Ergebnis auch den Hörer überzeugt oder der sich doch durch die auf Dauer eintönig empfundenen Klangspielereien, egal ob nun improvisiert oder komponiert, zwischen akustischem Piano, Gitarre und Soundscapes etwas langweilt, ist natürlich ausschließlich eine Frage des Betrachters. Wer Jazz-Improvisationen – die übrigens auf der Bühne viel besser als auf Tonträger funktionieren – und beispielsweise „The Köln Concert“ von KEITH JARRETT mag, der findet garantiert auch seine Freude an „Tor&Vale“. Wer aber mehr auf die „typischen“ progressiv-jazz-rockigen MoonJune-Veröffentlichungen des Wingfield-Umfelds steht, dem könnte dieses recht getragene, größtenteils auf Improvisationen beruhende, Album sicher einige Probleme bereiten.
FAZIT: Eine ungewöhnliche Veröffentlichung aus dem Hause MoonJune Records, auch wenn ihr Stammgitarrist MARK WINGFIELD daran mitwirkt. In Zusammenarbeit mit dem Pianisten GARY HUSBAND, der besonders auch durch seine Zusammenarbeit mit solchen Größen wie BILLY COBHAM, ALLAN HOLDSWORTH und JOHN McLAUGHLIN bekannt ist, veröffentlichen sie auf „Tor&Vale“ ein Album voller (verhaltener) Improvisationsfreude am akustischen Piano, Gitarre und Soundscapes.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.08.2019
Mark Wingfield
Gary Husband
Mark Wingfield (Soundscapes)
MoonJune Records
76:05
31.07.2019