Der Kater lässt das Mausen nicht: NAZARETH zeigten sich auch 1994 unverbesserlich - in einer Dürrezeit für klassischen Hardrock, wo alle Welt nach Nordamerika schaute und auf die nächste große Band im Fahrwasser von Nirvana wartete - und hauten ihr 19. Studioalbum von jeglichen Trends entkoppelt heraus, ohne wie eine Altherrentruppe daherzukommen. Das Ding erscheint nun auf bräunlichem Vinyl als echtes Liebhaber-Schmuckstück neu mit dezentem Remastering.
"Move Me" zeigt die Schotten zwar weitgehend von ihrer traditionellen Seite, doch der für seine Zeit moderne Sound insbesondere der Gitarren und die grundsätzlich lebendige Rhythmik der meisten Tracks - als hätten Frontmann Dan McCafferty und Co. im Vorfeld eine Menge Funk aus ihrer eigenen goldenen Ära gehört, den 1970ern - verleihen der Platte eine bemerkenswerte Frische.
In textlicher Hinsicht bedient der Sänger wie gewohnt eher die schlichten Gemüter unter NAZARETHs Fans, wofür das augenzwinkernde 'Stand By Your Beds' beispielhaft steht. 'Can't Shake Those Shakes' von Billy Rankin, dem musikalischen Kopf der Gruppe, und seinem kompositorischen Zuarbeiter Mick Paul fungiert gleich zu Beginn vor den Singles 'Steam Roller','Move Me' und'Burning Down' als eines der vier, fünf Schlüsselstücke von "Move Me", obwohl sich auch die restlichen Nummern untereinander wenig bis gar nichts nehmen.
Der Teufel steckt wie so oft im Detail, wenn man behaupten möchte, die Scheibe gehörte zu den Sternstunden in der mittleren Schaffensphase der Combo: Pete Agnew spielte vermutlich nie zuvor so intelligente wie effektive Bass-Lines und harmoniert prächtig mit Schlagzeuger Darrell Sweet, wohingegen Rankin seine Gabe zu facettenreichem Songwriting in einem stilistisch eigentlich ziemlich eng begrenzten Feld mustergültig demonstriert.
Die heimlichen Hits: 'Rip It Up' und 'Demon Alcohol' …
FAZIT: "Move Me" ist beileibe kein Album für reine NAZARETH-Komplettisten, sondern eines der besten der Band nach ihren großen Hits in den 1970ern und 80ern. Es erschien während einer Phase, in der kaum mehr jemand einen Cent auf die Briten gewettet hätte. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/ee0a12b30d37433d8832ebbafdcaae2c" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2019
BMG
51:35
11.10.2019