Als NAZARETH ihr 14. Album 1983 über das legendäre Label Vertigo Records (Uriah Heep, Cressida, Gravy Train, Black Sabbath, Comus …) veröffentlichten, lag eine zwölfjährige Kollaboration mit dem schwergewichtigen Major A&M hinter ihnen, worin sich das nachgelassene kommerzielle Potenzial der Schotten widerspiegelte. Trotzdem ist "Sound Elixir" eine mehr als nur solide Platte mit zahlreichen bis heute liebenswürdigen Momenten.
Zunächst einmal hat sich die Produktion von Gitarrist und Hauptkomponist Manny Charlton persönlich über die Jahre hinweg hervorragend gehalten, was beileibe nicht auf alle Studioalben gestandener Hardrock-Bands zutrifft, die in den 1980ern herauskamen. "Sound Elixir" ist ein Gemeinschaftsprodukt von Charlton zusammen mit Bassist Agnew, Sänger McCafferty, Drummer Sweet und Zweitgitarrist bzw. Keyboarder Rankin zu gleichen Teilen, was einerseits eine erhöhte stilistische und atmosphärische Vielfalt garantiert, sich aber andererseits nicht direkt mit den straighten Frühwerken der Gruppe vergleichen lässt.
Die längst gefestigte Besetzung profitiert jedoch von scheinbar intuitivem Verständnis untereinander, und ihre treuen Fans waren den gezeigten Facettenreichtum schon von "2XS" und dessen Vorgänger gewohnt. Der wuchtige B-Seiten-Opener 'Why Don't You Read the Book?' und das genauso schlagfertige 'Rain on the Window' sind die beiden traditionellsten Tracks, hinsichtlich ihrer Marschroute dicht gefolgt von 'Rags to Riches' als einem der nunmehr vermehrten heimlichen Bandhits aus der zweiten Reihe. Dass die relative "Gurke" der Scheibe mit 'All Nite Radio' ganz am Anfang steht, ist zwar unglücklich, schmälert den positiven Gesamteindruck jedoch nicht.
Die BMG-Neuauflage kommt wie auch alle anderen in würdevoll remasterter Fassung auf farbigem Vinyl ins Haus geflattert; passend zum tonalen Spektrum des Artworks ist die LP "peach", also pfirsischfarben zwischen rosa und orange, wobei es am Klang der 180g-Pressung nichts zu meckern gibt.
FAZIT: NAZARETHs 14. Album setzt die Serie qualitativ gehobener Hardrock-Platten fort, die das Quintett selbst zu "Hungerzeiten" absonderte. "Sound Elixir" klingt auch mit frischen Ohren gehört relevant und so knackig, als ob seine Schöpfer noch nicht wie in Wirklichkeit altehrwürdige Rentner wären. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/35332095594e4ec48c9d82d37149236a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2019
BMG
48:22
11.10.2019