Nach der für die Stoner-Szene mindestens halb sensationellen Nebula-Wiedervereinigung inklusive Backkatalog-Neuauflagen während der letzten beiden Jahre legt die Band ein knapp solides Studio-Comeback vor. Angesichts der unverbesserlich anachronistischen Ausrichtung von "Holy Shit" darf man das Trio entweder zurückgeblieben nennen oder auf seinen nicht zu bestreitenden Pionierstatus hinweisen, aber speziell Sänger und Gitarrist Eddie Glass‘ seit je nölender Stimme sind manche nachgewachsenen Acts mit gesangsstarkem Frontmann weit voraus.
Deshalb muss oft die instrumentale Komponente herhalten, um den Hörer bei der Stange zu halten. Wenn sich Nebula wie im dramatischen Einstieg 'Man‘s Best Friend' in Halbtonschritten hochschrauben, verquere Grooves oder wilde Solos am Rande des Amelodischen einstreuen und etwa 'Let‘s Get Lost' mit flinkem Bass-Licks zu unverzerrter Klampfe versehen, ist genau dies das Salz in der breiigen Suppe; daran erkennt man, dass die drei Wüstensöhne nicht erst seit gestern am Start sind, wohingegen der lehrbuchmäßige Garagenrocker 'Witching Hour' und das schleppende 'Tomorrow Never Comes' so beliebig wirken wie ihre Titel.
Die eigentlichen Glanzlichter der Scheibe findet man erst auf den zweiten Blick: Der abwechselnd unheilvolle Doom und freischwebende Psychedelic Rock von 'Messiah' und 'Gates Of Eden' reicht am nächsten an das, was man landläufig unter Classic Rock versteht, das abschließende 'The Cry of A Tortured World' klingt vage nach einem alternativen Soundtrack zu Westernfilmen. Nach 22 Jahren und ihrem zwischenzeitlichen Aus wird die Band definitiv kein Konsens-Thema mehr – und auch wenn dieser Scheiß für Hardliner zweifelsohne heilig ist, hat man gut daran getan, ihn nicht als „hot“ zu bezeichnen.
FAZIT: Eddie Glass, Tom Davies und Michael Amster brauchen längst niemandem mehr irgendetwas zu beweisen, und das spiegelt ihr neues Album im Guten wie Schlechten wider. "Holy Shit" bietet langjährigen Nebula-Fans, was sie erwartet haben, wohingegen nachgewachsene Retro-Rock-Fans ihre Köpfe kratzen und bei den leichter durchschaubaren, jüngeren Acts aus ihrer eigenen Generation bleiben dürften. Gewissermaßen ist das also Stoff für Veteranen und "Bescheidwisser". <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/8b0db2948d7844d09622f6dd1097ed76" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.06.2019
Heavy Psych / Cargo
43:09
07.06.2019