Der Bandname dieser Ulmer deutet bereits an, dass NEED2DESTROY an Urinstinkte appellieren, was auf ihrem ersten Album nach einer vielversprechenden EP jedoch nicht mit dem Zaunpfahl getan wird, sondern auf raffinierte und zudem erstaunlich eigenständige Weise; wir reden hier im Grunde genommen immerhin von Modern-Thrash, einer nicht umsonst stets mit Argwohn verwendeten Genre-Bezeichnung.
Gleichwohl, diese Schublade wird dem Quartett bisweilen zu eng, auch wenn man salopp sagen kann, dass NEED2DESTROY unweigerlich Assoziationen zu Sepultura in ihrer "Roots"-Phase wecken: mit Shout-Chören, perkussiven Rhythmen und einer fieberhaften Atmosphäre, die den Hörer in die schwüle, schummrige Umgebung eines Urwalds versetzt. Malaria in akustischer Form quasi …
"Show" hat mehr zu bieten als herkömmliches Hüpf-Zeug wie 'Viva los vatos loco' oder 'Legal / Illegal' und den Schizo-Quatsch 'Schokoloade mit Senf' (schwanger, oder was?), vor allem Energie bis zum Abwinken, sowohl in geradlinigen Antreibern ('Luda ribica') als auch selbst während des fragilen Finales 'El Arrogante'. Frontmann Diego "Kolumbus" Carabajal
singt und schreit auf Kastellan, weshalb man sich u.a. an Hacride erinnert fühlt, die einst die Mestizo-Rocker Ojos De Brujo coverten, bloß dass die Baden-Würtemberger dynamischer aufspielen als die Franzosen.
Beschwörender melodischer Gesang ('Super chango' und 'Enfermo', das in beiden enthaltenen Versionen ähnlich einschmeichelnd anmutet wie System Of A Down zu besten Zeiten) garantiert zudem ein Mehr an Eingängigkeit und lässt den Hörer eben nicht nur mit dem Eindruck zurück, alles sei "aggro". Auch wenn letzten Endes kein Track deutlich hervorsticht, ist die Leidenschaft dieser fabelhaften Band jederzeit spürbar, und ihre vertrackten Kompositionen gehen am Ende ausnahmslos alle auf. Mit solcher Überzeugung ausgelebter, greifbarer Kosmopolitismus macht den zweifelhaften Begriff "Multikulti" einmal mehr zu einer Wortblase.
FAZIT: NEED2DESTROY musizieren mit gehobenen Ansprüchen an sich selbst und fordern den Hörer heraus, klingen nicht gewollt exotisch, sondern einfach auf natürliche Weise anders und haben mit "Show" ein momentan allein auf weiter Flur stehendes Album vorgelegt, das den Groove-Metal-Trend der 1990er auf sehr smarte Art wiederaufleben lässt. Dicke Empfehlung! <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/6ea8641b92a04b0a8838c678a591e578" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.01.2019
Fastball / Soulfood
45:33
25.01.2019