Zu den vielen Bands im Death- bis Black-Metal-Bereich, deren Namen schon so ziemlich jeder gehört hat, ohne konkret ein Album, geschweige denn bestimmte Musikergesichter oder nur einen Song damit in Verbindung bringen zu können, gehören zweifellos auch NETHERBIRD, die sich im Lauf ihrer Karriere zwar nie eine Schande getan, aber auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, nicht zuletzt aufgrund personeller Instabilität (mittlerweile sitzt übrigens Ex-Amon-Amarth-Drummer Fredrik Andersson hinter den Kesseln) und unregelmäßiger Veröffentlichungen. Ob sich nach der Veröffentlichung ihres nunmehr fünften Albums etwas daran ändert, dürfte davon abhängen, inwieweit die Gruppe bereit zu öffentlichen Auftritten ist.
Schließlich schreit die von Finnen-Fachmann Hiili Hiilesmaa produzierte und von Dan Swanö gemasterte neue Platte geradezu danach, live aufgeführt zu werden. "Into The Vast Uncharted" gemahnt auch in Hinblick auf sein Cover, wofür ein klassisches Gemälde mit typisch skandinavischem Feen-Motiv verwendet wurde (August Malmström "Älvalek"), an Mittneunziger-Acts wie Sacramentum, Mörk Gryning und in seinen stärksten Momenten sogar die ganz frühen Werke von In Flames oder Dark Tranquillity. Kurioserweise wird einem beim Hören des vor spritzigen Melodien strotzenden, unkomplizierten und dennoch mitunter weitschweifigen Materials - 'Mercury Skies' klirrt über acht Minuten lang mit so vielen Ideen, wie andere sie auf einer Dreiviertelstunde Musik verteilen - bewusst, wie zwanglos sich Emporkömmlinge wie Uada am Vermächtnis der damaligen Szene im hohen Norden vergreifen.
NETHERBIRD saßen und sitzen unterdessen an der Quelle, wirken deshalb umso authentischer und bringen 2019 vielleicht auch erstmals die Erfahrung jener gestandenen Veteranen zur Geltung, die sie mittlerweile sind. Dass sich mehr oder minder prominente Gäste auf der Scheibe ein Stelldichein geben (The Crowns Janne Saarenpää, Schlagzeug-Tausendsassa Adrian Erlandsson), verkommt dabei zu einer unerheblichen Nebensache.
FAZIT: "Into The Vast Uncharted" übertrifft seinen drei Jahre alten Vorgänger "The Grander Voyage" dahingehend, dass es NETHERBIRD endlich gelungen ist, traditionellen Melodic Death mit "schwarzer" Note in nahezu durchweg spannende Songs zu verpacken, und krankt einzig daran, dass eine wirkliche Über-Nummer fehlt … auch wenn die Hymne 'Lunar Pendulum' die Kriterien dafür fast erfüllt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/aca9b2b2ce324884b273da164ceb88d0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2019
Eisenwald / Soulfood
36:46
27.09.2019