Mit ihrer Debüt-EP"The Black Flame" schafften es NEVALRA vom Start weg in die Lesercharts der amerikanischen Metal-Bibel Decibel, weshalb so einige Szenegänger in der Heimat der Musiker ihrem ersten vollständigen Album entgegegenfiebert haben dürfte. "Conjure The Storm" übertrifft die 2015er Ergüsse der Jungspunde aus Missouri nun vor allem in puncto Klangdynamik (Mix und Mastering in der bewährten Hand von Dan Swano), während nicht nur stilistisch alles beim Alten geblieben ist, sondern auch die gehobene Qualität des nach wie vor nicht ausgesprochen übermäßig originellen Songwritings.
Die Gruppe lässt sich nahtlos im zeitgenössischen "Extrem"-Metal-Milieu einordnen, ohne Platzhirschen wie Decapitated oder natürlich Behemoth ihren Rang abspenstig zu machen. Eine dezent symphonische Note kommt bei NEVALRA allerdings merklich zum Tragen, womit sie ihren gegenwärtigen Tourneepartnern Carach Angren nahestehen, vor allem aber immer wieder an Keep Of Kalessins Spätphase gemahnen. Das gilt zufälligerweise auch für das martialische Konzept, dem einige Stücke auf "Conjure The Storm" zugrunde liegen, als hätten sich die Mitglieder "Armada", das Schlüsselwerk der Norweger, zum Vorbild genommen.
Zwei Helfer haben NEVALRA ins Studio eingeladen: Andres Vargas im Titelstück, ein Weggefährte von Frontmann und Hauptsongwriter Scott Eames bei dessen anderer Band Thy Antichrist, sowie Mark Kloeppel (Misery Index, Scour) als Co-Sänger während 'Prophet For Profit', doch diese beiden offensichtlich zum Wecken breiten Interesses vorgesehen Tracks stehen eindeutig im Schatten gleich einer ganzen Handvoll Highlights.
Der Opener '…Of Ruination' bringt den Stil der Band in denkbar kompaktester Form auf den Punkt, wohingegen 'Saeculum' und 'I Am The Sun' den bombastischen respektive melodischen Höhepunkt des Albums markieren. 'Take Your Leave' wäre indes ein weiterer Single-Kandidat, bloß dass es in weniger als vier Minuten fantasievoller strukturiert wurde als die beiden Gastbeiträge. Bleibt noch 'Kismet', das eine zukünftige Stoßrichtung hin zu mehr "Atmosphäre" statt Muskeln vorwegnehmen könnte.
Letztlich t handelt es sich bei dem Longplayer aber um eine abwechslungsreiche Death- bis Black-Abfahrt - episch, virtuos und im positiven Sinn aalglatt produziert, denn genau so muss diese Art von episch-kriegerischem Metal mit viel Geschrei und Blastbeats klingen. Wie gesagt ist das nicht besonders eigenständig, aber saugut gemacht und für ein durchschnittlich langes Album relativ kurzweilig. Ob man daraus eine längere Karriere basteln kann, steht abzuwarten, doch gekleckert haben die Macher hiermit definitiv nicht.
FAZIT: Spitze produzierter, nach gängigen Mustern in Szene gesetzter sogenannter Extreme Metal, Punkt. Um sich einen dauerhaften Platz in der Szene zu sichern, müssen sich NEVALRA allerdings vom Einfluss ihrer augenfälligen Idolen (siehe oben) freispielen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5a0e6a1bbf9e4dd6bce28514ee05897b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2019
M-Theory
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07.06.2019