Zurück

Reviews

New Model Army: From Here

Stil: Post Punk

Cover: New Model Army: From Here

Das 15. Studioalbum der legendären Briten kommt fast pünktlich zu ihrem 40. Geburtstag und lässt naheliegenderweise wie seine Vorgänger in jüngerer Zeit die eine oder andere vergangene Schaffensphase anklingen, ohne dass sich NEW MODEL ARMY selbst kopieren würden. Gleichzeitig agieren die Musiker mit dem gleichen Biss, der bereits die zwei Vorgänger „Between Dog And Wolf” (2013) und „Winter” (2016) auszeichnete, auch wenn der Zugang zu ihren neuen Songs zunächst ein bisschen schwerer fällt.

Die in lediglich neun Tagen in Abgeschiedenheit auf der norwegischen Insel Giske produzierte Platte reflektiert die Unempfänglichkeit der Mitglieder gegenüber kurzzeitiger Strömungen sowohl musikalischer als auch allgemein gesellschaftlicher Art. So wie sie sich gegen den stilistischen Zeitgeist sperren, setzt sich Sprachrohr Justin Sullivan einmal mehr mit umso zeitloseren Fragen auseinander und hat dazu einmal mehr Texte geschrieben, die in ihrer poetischen Kraft wie in Stein gemeißelt erscheinen.

Andererseits birgt das Album etwas Einlullendes in sich, das sich aus einer subtilen Spannung von Anfang bis zum Ende ergibt. In der Ruhe liegt die Kraft, und der Teufel steckt im lyrischen Detail, so man dem Frontmann an den Lippen hängt. Tut man dies gleich im Opener - dem sich bedachtsam auftürmenden 'Passing Through', wo die Band lange ohne Schlagzeuggrundrhythmus auskommt -, erschließt sich der Rest umso leichter, wobei sich die Textzeile "I wasn't going anywhere I had to run" als Schlüssel für die Kernaussage von "From Here" erweist.

Mit seinem ungeheuer intensiven Finale erfährt das Stück später in Form des hypnotischen 'Hard Way' eine prägnante, wohl unbewusste Reprise, mit der NEW MODEL ARMY ihr neues Material gewissermaßen klammern, wenn man vom achtminütigen Titelstück zum Schluss absieht, wo Justin das nüchterne Fazit "I am the master of nothing" zieht. Klassisch fiebriger Post Punk klingt etwa im stetig brodelnden 'Never Arriving' an, wo selbst der Refrain nur verhalten gelöst anmutet, und auch das hauchzarte 'Conversation' braust zwischendurch nur bis zu einem gewissen Grad auf.

Mit "From Here" üben sich die Indie-Vorreiter also in Zurückhaltung, was ihre Botschaften gegen u.a. ständige Hast umso eindringlicher macht. Im Vergleich zu einigen früheren Studioalben spielt Folk hier eine allenfalls untergeordnete Rolle, obwohl die Musik grundsätzlich nicht härter geworden ist - das treibende 'The Weather' hin, die wütend hämmernden Abschnitte von 'End Of Day' oder 'Watch and Learn' her. Letztlich sind der eine Hit der Scheibe, der Uptempo-Singalong 'Where I Am' und der Song gewordene ein Hauch von Nichts 'Maps' die beiden Kompositionen, anhand derer man sich das Werk am schnellsten erschließen kann.

FAZIT: NEW MODEL ARMY schaffen es auch nach vier Jahrzehnten noch, sich zu häuten, ohne ihrem eigenen Ethos und Stil untreu zu werden. Justin Sullivan textet und singt indessen weiterhin scheinbar um sein Leben, was ebenso wie der Einfallsreichtum der Instrumentalisten eine anhaltende Frische garantiert, mit der die Band gerne weitere Jahrzehnte auf die Bretter steigen darf. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/f2f87978d18849308a7920991fd5e435" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2019

Tracklist

  1. Passing Through
  2. Never Arriving
  3. The Weather
  4. End Of Day
  5. Great Disguise
  6. Conversation
  7. Where I Am
  8. Hard Way
  9. Watch and Learn
  10. Maps
  11. Setting Sun
  12. From Here

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    earMusic / Edel

  • Spieldauer

    59:33

  • Erscheinungsdatum

    23.08.2019

© Musikreviews.de