Auf diesen Seiten haben wir bereits lobende Worte zu NICOTINE NERVES verloren, und da das Projekt nun mit einem ersten, wenn auch wieder nur kurzen Album aufwartet, ist es an der Zeit, im Detail auf seine Vorzüge einzugehen.
Das heißt: Im Grunde lässt sich einiges aus unserer ersten Rezension aufgreifen, denn das Duo schert sich nicht um große Entwicklungssprünge, sondern hat lediglich verfeinert, womit es vor Kurzem erstmals von sich reden machte. "1995" klingt so, wie es der Titel suggeriert - nach dem Alternative Rock, der ab Ende der 1980 zunächst den Underground und dann auch den Mainstream aufwirbete.
Weiterhin gleich geblieben ist der Hang der zwei Dänen zu im Schnitt zwei- bis dreiminütigen Kompositionen, mit denen letzten Endes doch alles gesagt wird. NICOTINE NERVES verzichten auf unnötigen Ballast und kommen unumwunden auf den Punkt, inspiriert ausschließlich von der Indie Elite: Dinosaur Jr., Sonic Youth und Nirvana zu Debüt-Zeiten. Dementsprechend schmutzig, aber keineswegs undifferenziert scheppert "1995" vor sich hin, gespickt mit zeitlosen Hooks und einem Pop-Appeal, das sich erst offenbart, wenn man unter die schroffe Oberfläche schaut.
Erstaunlicherweise stand Gitarrist, Sänger und Songwriter Rasmus Rankenberg Madsen bei den Aufnahmen ein neuer Schlagzeuger zur Seite, doch das Ergebnis verdeutlicht, dass er der alleinige Strippenzieher von NICOTINE NERVES ist. Unter den zehn Songs auf "1995" befinden sich mit dem schwungvollen Opener 'Headache“, der tiefen Früh-Grunge-Verbeugung 'Smile' und dem verkifften 'Solitude' mindestens drei Hits vom Rand der Konsens-Straße, an denen in diesem Frühjahr kein Freund der Musik des ausklingenden 20. Jahrhunderts vorbeikommt.
FAZIT: "1995" ist eine Sammlung widerborstiger Ohrwürmer, die sich kein Alt-Rock-Gourmet entgehenlassen darf. Wenn NICOTINE NERVES nun international touren wie blöde, dürfte sich automatisch Erfolg auf breiterer Ebene einstellen, falls sie nicht sogar ein Nineties-Revival lostreten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/a018ea00c8e248b0a6c181f3957173a6" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.03.2019
Middle Ear
37:29
08.02.2019