Das achte NIGHTRAGE-Album ist unter thematischen Gesichtspunkten ein Nachfolger des letzten Albums "Venomous", da das Quintett seine darauf begonnenen Erörterungen zum Niedergang der Menschheit (gähn …) weiterführt. Musikalisch - wer mit etwas anderem gerechnet? - bleibt unterdessen alles beim Alten, und das ist insofern auch gut so, als sich derzeit nur wenige Bands in der Szene so konsequent der Verfeinerung ihrer stilistischen Rezeptur widmen wie diese.
Der Pferdefuß des Ganzen? "Wolf To Man" ist absolut innovationsfreie Zone. Abgesehen davon, dass NIGHTRAGE ihre Tournee-Sessionmusiker zum neuen Bassist bzw. Schlagzeuger erkoren haben, bieten sie weiterhin die womöglich optimale Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche im Wechsel, was melodischen Death Metal betrifft. Thrasher wie 'By Darkness Drawn' und 'Gemini' wechseln sich mit auf eingängige Refrains ausgerichteten Nummern ab, deren ausgebremste Parts mit heruntergefahrener Verzerrung ('Arm Aim Kill' - in seiner Differenziertheit ein Highlight) der übergeordneten Dynamik zuträglich sind.
So kommt es, dass die Scheibe nicht mit Vollgas am Hörer vorbeirast, sondern tatsächlich als Zusammenstellung eines Dutzends individueller Kompositionen mit mehr oder weniger unterschiedlichen Schwerpunkten wahrgenommen werden kann. Ronnie Nymans mitunter schrilles Organ lässt an Alexi Laiho von Children Of Bodom denken (an die übrigens auch das Titelstück gemahnt, wenn man vom fehlenden Keyboard absieht) und wird dem abwechslungsreichen Songmaterial nicht immer gerecht; der Gute ist schlichtweg nicht flexibel genug, zumal er seit seinem Einstieg im breiten Schatten prominenter Vorgänger (vor allem Tompa Lindberg von At The Gates) steht.
Nichtsdestoweniger weist "Wolf To Man" keine wesentlichen Schwächen auf, selbst wenn es manchmal einer braven Pflichterfüllung ähnelt. Dies bezieht sich auf merkwürdigen Ausflüge in rockige Gefilde ('The Damned'), die NIGHTRAGE noch nie gut gestanden haben, doch der Fünfer hält konsequent daran fest. Okay, solche Tracks sind kein Ärgernis, kommen aber eher nach dem Motto "Guckt mal, das können wir auch" daher.
'Embrace The Nightrage' und die abschließende Hymne 'Desensitized' sind wiederum absolute Bringer für Fans von In Flames zu "Whoracle"- bis "Clayman"-Zeiten, die bekanntlich die Hochphase der Schweden markierten, während das Blastbeat-Ungetüm 'Starless Night' als aktueller Referenztrack der Gruppe herhält.
FAZIT: Alles in allem ist "Wolf To Man" eine in jeder Hinsicht (Kompositionen, Produktion, spielerische Performance) blitzsaubere Angelegenheit. Richtige Hits fehlen NIGHTRAGE einmal mehr, doch wer Melodic Death Metal in seiner ursprünglichen Form schätzt, kommt an dieser Scheibe im Frühjahr 2019 nicht vorbei. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/f87148e97c9c464e8d67bad0951bc00b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2019
Despotz / Cargo
43:56
29.03.2019