Im Rahmen seiner „World Wide Effects“-Serie, mit dem es sich urbaner Musik aus unterschiedlichen Teilen des Globus widmet, ist das französischen Label Jarring Effects von Afrika aus zum zweiten Mal in die Vereinigten Staaten gelangt, genauer gesagt in New Orleans. Dort haben sich unter dem Banner NOLA IS CALLING vorübergehend Musiker miteinander kurzgeschlossen die unterschiedliche ethnische Wurzeln und stilistische Neigungen mitbringen. Das Resultat ihrer Kollaboration klingt nun auch wie zu erwarten ausgesprochen bunt, wobei man in puncto Genre schnell ein paar Schlagwörter zur Hand hat - Afrobeat und Rap allen anderen möglichen voran.
Die Entstehung von „Sewing Machine Effects“ ging einher mit der Produktion des Dokumentarfilms „Call And Response“, den man aber (auch dieser Hörer tut es nicht) links liegenlassen kann, um Das Album zu verstehen bzw. zu genießen. Bedingt durch den Standort der Protagonisten dürfte zudem klar sein, dass es im Fall ihrer Musik auch nicht weit hin ist bis zu Cajun, Latin und Blues, aber die elektronischen Stilmittel halten sich ungefähr die Waage mit den organischen Klangerzeugern.
Die beiden Franzosen David Walters und Olivier Koundouno stehen federführend im Zentrum des Projekts, das sich allerdings als Kollektiv begreift, und dementsprechend farbenfroh gestalten sich die einzelnen Tracks je nach Schwerpunkt respektive den Beteiligten, die zu hören sind. Dass das gesamte Material ineinem alten Haus aus der Kolonialzeit lässt es allerdings wie aus einem Guss klingen. Drei Rapper und Sänger - die "Big Chiefs" Jermaine und Romeo sowie Hasizzle aus Benin in Westafrika - stehen bestimmen meistens das Geschehen.
Während ein pulsierender Dauerfeuer-Sprechgesang wie 'Whodat' Lebenshunger vermittelt, als wäre gerade Karneval in Louisiana (Trommler Bonaventure Didolanvi führt dabei gleichwohl in die Urwälder der Südhalbkugel), ist 'Downtown' eine in Teilen melancholische Eloge an die tragische Schönheit der Großstadt, und indem NOLA IS CALLING solche divergenten Statements mit kurzen Zwischenspielen zusammenführen, entsteht ein eindringliches wie einheitliches Sittenbild der US-amerikanischen Südstaaten, das auch für den "normalen" Europäer fassbar ist.
FAZIT: "Sewing Machine Effects" ist quasi kreolische Küche in akustischer Form, ein feuriges Fondue und ganz ohne Käse. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/1ae300d682c441fc9925869132080a1a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.06.2019
Jarring Effects / Broken Silence
35:57
28.06.2019