Kopenhagen ist das unanfechtbare Musikzentrum Dänemarks und auch die Heimat dieser Newcomer, die mit ihrem ersten Album eine zeitgenössische Variante von traditionellem Skandi-Hardcore zur Diskussion stellen. Die Band ist erst seit drei Jahren aktiv und veröffentlichte bisher nur die EP "Livet Brænder" (2017), besteht aber aus langjährigen Angehörigen der nationalen Szene, die sich bereits in anderen Bands aus dem Milieu verdingt haben. Darum klingt "Ensomhedens Kolde Kald'" (übersetzt "Der Kalte Ruf der Einsamkeit") ausgesprochen versiert, so gerecht NYT LIV der Unmittelbarkeit auch werden, die diese Art von Musik idealerweise auszeichnet.
Wir sprechen hier schließlich von zehn Songs in nicht einmal 30 Minuten, und dementsprechend beschränkt sich die Truppe aufs Notwendigste Dank der Produktion ihres bewährten Landsmanns Jacob Bredahl, welcher der Amerikaner Brad Boatright (Modern Life Is War, Nails) mit einem abartig drückenden Mastering die Krone aufsetzte, verfügen NYT LIV über internationales Potenzial, zumal sie eine gehörige Metal-Schlagseite aufweisen.
Ansonsten bietet die Platte aber weder Experimente noch Kompromisse. Sänger und Texter Michael Aagesen übt bitterböse Gesellschaftskritik, schreit gut verständlich (so man des Dänischen mächtig ist) und sorgt dort für Hooks, wo seine Mitstreiter nicht mit sinnigen Melodien um sich werfen, wie es insbesondere im hymnischen Highlight 'Blodet Skygger'oder während der doomigen Überraschung 'Stille Ikke Død' geschieht. Diese wird wiederum von 'Løgne' kontrastiert, einer 50-sekündigen Eruption der verblüffend eingängigen Sorte.
Mit dem klagenden 'Lys' steht das zweite Glanzlicht ganz am Ende eines Albums, das man sich als Punk mit Geschmack und Metal-Vorliebe dank seiner Kürze gleich zweimal hintereinander zu Gemüte führen kann, ohne seiner überdrüssig zu werden.
FAZIT: "Ensomhedens Kolde Kald" bietet niveauvollen Hardcore, den man eindeutig in Nordeuropa verorten kann, und adelt NYT LIV vom Start weg zu einer aussichtsreichen Band in diesem Bereich, von der man in nächster Zeit noch mehr auf die Ohren kriegen wird. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/7cc69bb7d8a044c8861ffebf1e17c596" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.04.2019
Indisciplinarian
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05.04.2019