Während sich Zwerg Nase beim "Verwerten" der Era-1-Klassiker für keine noch so zweifelhafte musikalische Verschandelung seines Dark Dungeon Synth zu schade ist, lohnt es sich, in anderen Höhlen, Stollen und Kammern zu stöbern und die Lauscher aufzurichten, um dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Zu den Tastenrittern, die sich vom Klangbild der Mortiis-Frühwerke weniger weit entfernen als der Wegbereiter selbst, gehört u.a. das schwedische Projekt ÖRNATORPET, dessen Veröffentlichungsrhythmus eine skeptische Haltung rechtfertigt: Kullern uns da wirkliche alle Nase lang - Verzeihung: alle paar Monate - neue Kleinodien vor die Füße, oder riecht da ein neuer Casio-Kaiser etwa ebenfalls den schnellen Rubel?
ÖRNATORPET webt einen weichen Dark-Dungeon-Synth-Teppich aus exakt jener Wolle, die auch Mortiis zwischen 1994 und 1996 für seine phantastischen Klanggemälde heranzog, und stellt sich dabei geschickter, nämlich zielstrebiger an als viele Mitbewerber. Wo sich andere im Geklimper verlustieren, evoziert der Schwede eine gewisse Dramatik - zumindest angesichts der gängigen Genre-Standards. Seine Kompositionen zwischen fünf und acht Minuten geraten weder zu kurz, noch zu lang, und gehen gut ins gespitzte Ohr, ohne sich dort mit Widerhaken zu verfangen. Einen eigenen Wiedererkennungswert offenbart das dritte Stück "Útgarðr" als sympathisch in Szene gesetztes Echo des Herr-der-Ringe-Soundtracks.
FAZIT: Für Dungeon-Synth-Fans liefert ÖRNATORPET schmackhafte Hausmannskost ohne künstliche Geschmacksverstärker oder ähnlichen Schnickschnack - das könnte selbst dem eingangs erwähnten Zwerg gefallen. Eine Alternative zu dessen fragwürdigen Überarbeitungen seiner Frühwerke bietet ÖRNATORPET allemal.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.11.2019
Örnatorpet
Nordvis
44:28
01.11.2019