Während Doom Death in Skandinavien mehr Bands hervorgebracht hat als Zentraleuropa, stehen OFFICIUM TRISTE hier weit vorne, was dieses Genre betrifft. Die Niederländer nach einem Vierteljahrhundert im Business als Ikonen zu bezeichnen ist nicht vermessen, aber ihr Alter allein rechtfertigt diesen Titel nicht, denn schwache Alben hat die Band eigentlich noch nie herausgebracht.
Ihre neue und insgesamt sechste gehört - so viel sei im Voraus gesagt - zu ihren Sternstunden. Eine für ihren Stil überdurchschnittlich abwechslungsreiche Kapelle waren OFFICIUM TRISTE schon immer, und auf "The Death of Gaia" zeigen sich die Mitglieder dermaßen vielfältig aufgestellt, dass das Material das Nischen-Genre scheinbar mühelos transzendiert.
Die um Klavier, Geige und Cello ergänzten Metal-Arrangements -nicht zu vergessen mehrere Gaststimmen im Laufe des zugrundeliegenden Narrativs - beruhen stets auf komplexeren Strukturen die den Hörer durchaus auf den Terminus Prog Metal bringen. Zahlreiche merklich mit Muße ausgearbeitete Gitarrensolos und Leads unterstreichen diesen Eindruck, derweil Szene-Urgestein Pim Blankenstein herrlich tief knurrt und dennoch meistens gut verständlich bleibt.
So wird das emotionale Treiben auch tatsächlich miterlebbar; OFFICIUM TRISTE haben mindestens mit dem Orgel-Tränental 'Shackles' und 'Just Smoke And Mirrors', wo zwischendurch wider Erwarten doch noch die Sonne aufzugehen scheint, Referenzsongs für die Szene geschaffen, wie man sie seit dem letzten Album der Norweger Funeral - der nächstliegende Vergleich für die Niederländer - nicht mehr gehört hat. Szene-Spezi Greg Chandler (Esoteric) krönt die Produktion mit einem dynamischen Mastering, das auf Vinyl seine volle Dynamik entfalten dürfte. Keyboarder Martin Kwakernaak setzt auch mit gezielt platzierten Akustikgitarren-Breaks Akzente, nicht zu vergessen Vigo van Dijk, Mariska van der Krul und Chiara Kwakernaak mit ihren Gesangsbeiträgen während 'The End Is Nigh' und 'The Guilt'.
FAZIT: "The Death of Gaia" gleicht einem Requiem für unseren Planeten, irgendwo zwischen den ersten beiden Paradise-Lost-Alben, dem Epic-Death-Schmelz von Daylight Dies oder den frühen Opeth und nordischem Funeral Doom - aber dass es letztendlich trotzdem irgendwie zuversichtlich stimmt und kräftigt, macht es erst recht zu einem tollen Stück zeitloser Zeitlupe. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2ab317204b1c440da5002250aa31dfe3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.12.2019
Transcending Obscurity
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13.12.2019