Metalville machen den Hattrick in Sachen Re-Releases der Frühwerke von OHRENFEINDT mit "Mit Vollgas & Blaulicht" komplett. Das dritte Album der Gruppe aus Deutschlands bekanntester (schönster?) Hansestadt kam ursprünglich 2007 auf den Markt und stand für die endgültige Konsolidierung ihrer stilistischen Marschroute.
Bassist und Sänger Chris Laut stand nunmehr einer gut geölten Hardrock-Maschine vor und hatte mit seinem schnoddrigen St.-Pauli-Slang ein gewisses Charisma entwickelt. Davon profitierten insbesondere die vorläufig ultimative Erkennungshymne 'Ohrenfeindt' der Speedrocker 'Mit Vollgas & Blaulicht' und 'Rock'n'Roll Mädchen', das sozusagen eine ruppig liebevolle Lemmy-Hommage -darstellt, wohingegen 'Komm schon und hol's dir' und 'Papas Liebling' für OHRENFEINDT klassische Bon-Scott-Verbeugungen waren.
'Autobahn' vermählt hingegen Status-Quo-verdächtiges Schunkeln mit Hamburger Lokalkolorit und im Gegensatz dazu ziemlich amerikanischen Blues-Vibes; schwächere Tracks weisen zu gleich auch Texte auf, die Lauts schreiberischem Niveau nicht gerecht werden, konkret das stereotype Aufbruchsstimmung vermittelnde 'Fernweh' sowie die Befindlichkeits- und Betroffenheitslyrik in 'Paul' respektive 'Traurig aber wahr'. Handwerklich wurden OHRENFEINDT unterdessen zusehends reizvoller, wofür man die Slide-Gitarren-Parts von 'Spiel mit dem Feuer' als Belege anführen mag.
Als Bonus spendieren uns die Biker und ihr derzeitiges Label die Lieder der im selben Jahr erschienenen EP "Fernweh"; der Track war seinerzeit eine Single, und die B-Seiten sind nunmehr rar geworden; auch vor diesem Hintergrund ergibt die Wiederveröffentlichung von "Mit Vollgas & Blaulicht " mit diesen Dreingaben für Fans im Vergleich mit jenen der vorangegangenen Aben am meisten Sinn.
FAZIT: Wer das bis zum Erscheinungsjahr stärkste OHRENFEINDT-Erzeugnis noch nicht kennt, erhält es mit dieser Neuauflage, die mit einer falschen Trackliste einen kleinen Schönheitsfehler enthält, gleich auch einige mittlerweile schwer zu findende Tracks der Deutschrocker. Ansonsten empfehlen sich die Herren spätestens hiermit als legitime Nachfolger von Doc Eisenhauer. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/957c466eaca94fa080540c28f28c4c2f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2019
Metalville / Rough Trade
58:32
21.06.2019