Eine Zufallsbegegnung in Berlin führte die Stuttgarter Pianistin Olivia Trummer und die New Yorker Flötistin Hadar Noiberg zusammen und schließlich zu der Aufnahme des „Hawk“-Albums. In heimeliger Wohnzimmeratmosphäre live eingespielt und aufgenommen in Michael Fetschers WhiteFir Studio.
Trummer und Noiberg harmonieren traumhaft, spielen federleichten Jazz mit betörenden Melodien. Nachdenklich, romantisch, sanft wogend, hier stört kein Hauch Aggressivität oder Dissonanz die luftig klingende Lieblichkeit. Dass es trotzdem nicht in zuckriges New Age-Gesäusel umkippt (zumindest nur ganz selten) liegt an den beiden Musikerinnen, die sich gekonnt thematische Bälle zuspielen und eine gewisse Sprödigkeit bewahren. Kein verlogener André Rieu-Schmalz, sondern das Timbre einer intimen Jazz-Soiree, ergänzt um Klassik-Momente („Triste“) und ein bisschen weltoffenen Folk, dem Anleihen aus anderen musikalischen Sparten selbst nicht fremd ist. Das einfühlsame Umkreisen von Klavier und Flöte wird punktuell erweitert um dezente Effeke, für die Hadar Noiberg zuständig ist.
George Harrisons „Here Comes The Sun“ wird so zum melancholischen Hauch, der eher aus der vergangenen Nacht herüberweht als den kommenden Sonnenschein zu feiern. Olivia Trummer erweist sich dabei als erfreulich stilgerechte Sängerin, die Hadar Noibergs einsam verhuschter Flöte eine feste Grundlage verleiht. Eigenwillig, aufs Notwendigste reduziert und auf getragene wie sanfte Weise anrührend.
FAZIT: „The Hawk“ ist ein passender Titel für das Werk des Duos Trummer/Noiberg. Denn die Musik der beiden schwingt sich elegant auf und besitzt neben ihrer Anmut genug Kraft, um den ein oder anderen Looping zu schlagen. Bloß das blutige Reißen der Beute bleibt komplett aus. Aber will will das bei solch einer musikalischen Preziose schon umgesetzt sehen?
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.12.2019
Olivia Trummer
Olivia Trummer
Hadar Noiberg (flute, effects)
flavoredtune records/Membran
41:58
22.11.2019