Als Nachfolger des Klassiker-Anwärters "Land of Weeping Souls" kann "The Tower of the Morbid" im Grunde nur hintanstehen, doch PAGANIZER tun das beste aus ihrer Situation, in der sie sich mit hohen Erwartungen seitens der Old-School-Gemeinschaft konfrontiert sehen dürften, und treten sozusagen eine Flucht nach vorne an.
Sympathiepunkte erspielt sich die Gruppe in diesem Zusammenhang aber wohlgemerkt nicht bloß mit einem Cover von Artwork-Legende Dan Seagrave, das wie die vielzitierte Faust aufs Auge zur Musik auf ihrem neuen Album passt, sondern selbstverständlich auch mit den enthaltenen Songs als solchen. Das Material ist in seiner Simplizität teilweise unglaublich griffig (und "riffig" im Übrigen auch) und dennoch nicht einseitig ausgefallen.
Ausgehend vom passenderweise flotten Doppel mit dem Blastbeat-lastigen Opener und 'Apocalypse Writings' reüssieren PAGANIZER auch in schreitenden Momenten, die sich diesmal gleichwohl in der Unterzahl befinden, aber dort, wo sie auftreten, zielgenau wirken, ob im ansonsten hämmernden 'Drowning in Sand' (cooler Halftime-Part) oder während des melodischen Ausreißers 'They Came to Die', bei dem es sich vermutlich um den "Hit" der Platte handelt.
Darüber hinaus hätte das Ding wie üblich bei PAGANIZER ein paar spritzige Lead- und Solo-Einlagen mehr vertragen können, so wie sie Rogga und sein Gitarren-Kompagnon Kjetil Lynghaug in 'Beneath the Gauze' und 'Purge the World' bieten, aber trotzdem: Derjenige, in dessen Langzeitgedächtnis sich dieser Stoff nicht einfräst, muss völlig abgestumpft gegen bzw. unempfänglich für jede Art von härterer Mucke sein.
FAZIT: Rogga Johansson scheint sowohl in Hinblick auf sein jüngstes Solo-Schaffen als auch mit PAGANIZER dieser Tage am Zenit seines künstlerischen Wirkens zu stehen, nachdem ihn schon viele (auch dieser Schreiber) als überbewerteten Hansdampf in allen Gassen abtaten. "The Tower of the Morbid" zeigt eindrucksvoll, wie man selbst als erzkonservativer Todesmetaller relevant bleibt, nämlich mit Songs in der perfekten Schnittmenge zwischen Vertrautheit und einem besonderen kompositorischen Dreh, den man schwerlich in Worte fassen, eher nur empfinden kann. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5448e35299654dda8f54b2096cd89564" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.11.2019
Transcending Obscurity
38:42
01.11.2019