Zurück

Reviews

Pardans: Spit and Image

Stil: Jazz-Punk/No Wave

Cover: Pardans: Spit and Image

Es ist soweit: Nachdem ihnen die beiden Erfolgsalben „Shit and Sound“, sowie „Pus and Painting“ mit ihren smoothen ABBA-Chill Hop-Coverversionen Dauerrotation in den Shishabars Nord- und Mitteleuropas verschafft haben, meldet sich die dänische Band PARDANS mit „Spit and Image“ zurück, erneut die Gehörgänge mit stilvoller Lavalampenmusik zu erfreuen…

Nein, ganz so verhält es sich nicht mit diesen Kopenhagenern: „Spit and Image“ ist erst das zweite Album der Band und hat mit ABBA und Loungemusik absolut nichts zu tun. Beinhaltet stattdessen etwas, was die Gruppe selbst als Jazz-Punk/No Wave bezeichnet und was in etwa wie eine Mischung aus TEENAGE JESUS AND THE JERKS, CIRCUS MORT/Prä-“Filth“-SWANS, Bands wie OMA HANS, und dem „Psycho“-Soundtrack klingt.

Da gibt es nervenaufreibende Idiotie-Melodie-Fetzen, ad absurdum wiederholte Riffs, die klingen wie eine Ladung Metallrohre, die vor Kater-verknoteten Augen auf einen Betonboden fallen, da gibt es neurotische Saxophon-Trötungen, alles umspannt vom Gesang, der in seinem Deklamieren einem verkoksten Lyrikvortrag gleichkommt, und allerhöchstens anstandshalber ab und zu bei den Harmonien der Musik vorbeischaut.
Allerdings kontrastieren PARDANS ihre musikalische Stacheldraht-Zahnseide manchmal mit geradezu erlösenden Momenten von Ruhe und fast so etwas wie Klarheit; kühles Wasser auf die überhitzte Maschine, vgl. „Rain down...“ in „Paranoid Android“, siehe auf dem Album: „Love Run Lose“ und „Ralle‘s Theme“.

„Spit and Image“ muss laut gehört werden, ansonsten schrumpft die Monstrosität dieses Albums leicht zu einem undefinierbaren, dissonanten Brei zusammen. Und Monstrosität gibt es hier durchaus zu erleben. Denn PARDANS sind beileibe keine Band, die meint, postmoderne Langeweile in unliebsamen Geräuschmontagen auszudrücken, reiche aus, um die eigene mangelnde Kreativität und Ausdrucksfähigkeit in die sinnerfüllte Sphäre des artistischen Statements hinauf zu wuchten. So anstrengend „Spit and Image“ auch sein mag, es kann der Band nicht nachgesagt werden, dass sie sich ihre Sache zu einfach mache, denn gerade die Leistung, diesem Schallchaos pro Song wiedererkennbare Strukturen einzuschreiben, muss den Dänen hoch angerechnet werden. Und nicht nur wiedererkennbar, sondern komplex dazu. Tempowechsel, irre Gesangskonstellationen und eine risikofreudige Rhythmusfraktion machen das Album selbst für ein „analytisches Hören“ wertvoll.
Außerdem: Die Energie, die PARDANS freisetzen, verpufft nicht einfach ins Nichts, in die „postmoderne Langeweile“, um den Ausdruck noch einmal zu bemühen. „Spit and Image“ ist von einer dunklen, aggressiven Energie getragen, die an (ernsthafte) Grindcore-Bands denken lässt.

FAZIT: Ein bisschen wie PINK FLOYDs „Corporal Clegg“ auf Albumlänge. Auf ihrem zweiten Album bieten PARDANS rabiaten, aber faszinierend vielschichtigen Artpunk. Gehaltvoll, manchmal unerwartet ergreifend, durchgehend speziell. „Are You Entertained Yet?“ fragen PARDANS mit dem letzten Song: Es tut noch weh, aber gut war es schon -

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.01.2019

Tracklist

  1. Burning House Bedding
  2. Corner Bar
  3. Spit and Image
  4. (Hookers with) Hidden Depths
  5. Over the Moon and Beyond
  6. Love Run Loose
  7. Let It Be Today
  8. In Seasons' Grip
  9. When Come the Rats
  10. Ralle's Theme
  11. A Modern Design
  12. Views Into Vastness
  13. Are You Entertained Yet?

Besetzung

  • Sonstiges

    Daniel Honore, Gustav Berntsen, Oskar Dinesen, Patrick Rathbun, Rasmus Hastrup

Sonstiges

  • Label

    Tambourhinoceros

  • Spieldauer

    39:58

  • Erscheinungsdatum

    05.10.2018

© Musikreviews.de