In ihren aktuellen Songs setzen sich Dichter Andy Baxter und Singer-Songwriter Kyle Jahnke episodenhaft mit Möglichkeiten auseinander, die sich auftun, wenn man seinem Leben bewusst eine völlig neue Wendung gibt. Die Musik dazu wirkt aber weniger spontan, geschweige denn in irgendeiner Weise wagemutig, sondern insofern kalkuliert, als PENNY & SPARROW ihre bisher gewonnenen Fans damit nicht verprellen werden.
Die Texaner frönen nach wie vor hauchzartem Folk mit einer Menge Schmalz, der sich in Hinblick auf die Baxters und Jahnkes nostalgische Ader nachvollziehen lässt. Ihr Alleinstellungsmerkmal bleiben im wahrsten Sinn des Wortes wunderschöne Gesangsharmonien, deren Tradition ebenso weit in der Country- und Dixie-Pionierzeit zurückreicht, wie die in PENNY & SPARROWs Texten propagierten Werte in längst vergangenen Tagen festgelegt wurden.
Das bedeutet gleichwohl nicht, dass Familie und Freundschaft keine schätzenswerten Posten doch falls "Finch" manchem dennoch leicht spießig vorkommt, sollte dem, was die zwei Protagonisten Singen, eingehendere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das Duo spricht sich von der protestantische Strenge der Südstaaten gebrandmarkt gegen jegliche Biederkeiten aus und hinterfragt - oho - auch Geschlechterrollen, von denen nicht nur viele Landstriche in den Vereinigten Staaten überkommene Vorstellungen haben.
Die zwei ehemaligen Studentenkollegen verleihen ihren mitunter gar nicht so subtil formulierten Botschaften mit just so viel Innovationsfreude Ausdruck, wie es die Indie-Folk-Duo-Basis vertragen dürfte. Das sind wieder viele Streicher und Akustikgitarren zu hören, allerdings auch ein wenig elektronisches Geplänkel und von einer höchst lässig aufspielenden Rhythmusgruppe gelegte Grooves, wobei das Stimmungspendel passend zwischen besinnlichen und richtiggehend harschen Momenten ausschwingt.
FAZIT: PENNY & SPARROW haben mit ihrem neuen Album alles richtig gemacht: "Finch" ist das dichterichste Werk seit ihrem Debüt 2013 und bleibt dem Americana-Mainstream streng verhaftet, bietet aber eine gewisse inhaltliche Brisanz, versöhnt also künstlerischen Anspruch mit einem Konservatismus, der weiterhin kommerziellen Erfolg verspricht. Wer das einen faulen Kompromiss nennt, hat kein Bewusstsein dafür, wie schwierig es ist, von Musik zu leben, so wie es diese beiden Engelsstimmen spürbar müssen, um nicht einzugehen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/cc4d96f30c424f0da6ad30eac964fe9a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.07.2019
I Love You / Thirty Tigers
35:40
02.08.2019