Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber bei der Ankündigung einer Soloplatte von Multi-Instrumentalist PER WIBERG, der vor allem durch seine frühere Mitgliedschaft bei Spiritual Beggars und Opeth bekannt sein dürfte, erwartete zumindest dieser Schreiber und Fan unterbewusst einen Rückgriff auf das Projekt DeathOrgan, mit dem sich der Schwede seine ersten Underground-Sporen verdiente. "Head Without Eyes" ist natürlich mitnichten Orgel-Death-Metal-ohne Gitarren, sondern?
Nun ja, stilistisch möchte sich der Künstler nicht festnageln lassen, wie er selbst mit einem Verweis auf seine breitgefächterte Vinylsammlung betont.Folglich klingt in den vier kurzen und zwei über zehn Minuten langen Tracks auf seinem Einstand vieles an, was in den vergangenen 40 bis 50 Jahren Pop- und Rockgeschichte geschrieben hat. Da ist es nur logisch, dass WIBERG im Laufe der Spielzeit die "Farben" wechselt wie ein Chamäleon.
Das anfangs zurückhaltende Klavierstück 'Let The Water Take Me Home' scheint mit monotonem Gesang im Geiste archaischer Blues-Sänger zu stehen, auch wenn die Nummer sonst nichts mit diesem Stil gemein hat, sondern eher wie ein längeres, verheißungsvolles Intro anmutet. Darauf folgt mit dem zwölfminütigen 'Anywhere The Blood Flows' ein monotoner Space Rocker, mit dem der Tausendsassa die gleiche Coolness wie David Wyndorf zu Beginn der Karriere von Monster Magnet verbreitet und sich pünktlich zum Refrain in schmatzendem Orgel-Bombast ergeht.
Mit brummendem und zischenden Synthesizer in 'Pass On Fear' nimmt uns PER schließlich mit in eine Zeit, da er anders als im Augenblick nicht bei Candlemass am Bass aushalf - in die Ära "Dactylis Glomerata", aus der diese psychedelisch finstere, schleppende und nicht so recht aus den Puschen kommende Nummer stammen könnte. der Classic Rocker 'Get Your Boots On' hingegen wetzt diese Scharte mit mehr Tempo und einem Hit-verdächtigen Chorus aus, der seltsamerweise an Paradise Lost zu "One Second"-Zeiten denken lässt.
'Pile Of Nothing' ist im Anschluss ein recht traditioneller Doomer, das Finale der zweite Longtrack und mit einem ähnlichen Beginn wie der Opener ausgestattet. Das Stück bleibt ruhig und getragen, braust aber gegen Ende heftig auf und stellt somit einen stimmigen Abschluss dar.
WIBERG hat übrigens sämtliche Tracks bis auf die Schlagzeugspuren im Alleingang eingespielt und seine Texte selbst gesungen. Hinter den Kesseln saßen Tontechniker Karl Daniel Lidén und Tiamats Lars Sköld, wohingegen Billie Lindahl von Promise And The Monster für 'Anywhere The Blood Flows' und 'Pile Of Nothing' zum Duett gebeten wurde.
FAZIT: Absolut hörenswertes, weil in seinem Abwechslungsreichtum spannendes Rockalbum im weitesten Sinn von einem der zugleich kreativsten und enigmatischsten Musiker Schwedens, dem es nur ein wenig an gesanglicher Ausdruckskraft fehlt. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/1672db3b0fc74342839ecebb12ac25a7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.05.2019
Despotz / Cargo
41:58
10.05.2019