Aus der fränkischen Provinz (dem Städtchen Hof) kommt mit PESTEROUS MIND eine Band, die sich anscheinend eine Erneuerung des melodischen Death Metal vorwiegend skandinavischer Provenienz auf die Fahnen geschrieben hat … was auf "Halluci.Nation" allerdings trotzdem unschön nach kaltem Kaffee klingt.
Es handelt sich um das zweite Album der Gruppe und ihren Einstand bei einem Label. Unter dem stark komprimierten Sound, den sie im (Home-?)Studio zusammengebraut hat, leidet sie vom ersten Song an, wobei die in ungebührlichem Maß vertrackten Arrangements der einzelnen Tracks den Zugang zusätzlich erschweren. So rauschen das Titelstück und das nachfolgende 'Mirror of Condemnation' mehr oder weniger in ein Ohr rein und aus dem anderen hinaus, ohne irgendeinen Eindruck zu hinterlassen.
"Déja entendu" nennt der Franzose das und würde sich nicht weiter darum kümmern, wenn der pappige Klang des Schlagzeug nicht nerven würde. Weil die Band zwischen treibenden Parts mit gewollt verspielten Leads und hölzernem Gegroove pendelt, lässt sich das Klöppeln und Pochen leider nicht in den Wahrnehmungshintergrund rücken. Die Gitarrenarbeit zeugt andererseits von beflissenen, engagierten Musikern und wurde akustisch auch weit angemessener in Szene gesetzt.
Unterdessen klingt mit gezielt gesetzten, flirrenden Passagen und dank variabler Schrei- respektive Grunz-Stimme mal Post und mal gar Black Metal an, ohne dass man PESTEROUS MIND ideell oder ästhetisch im letztgenannten Bereich ansiedeln könnte. Die Combo geht ergo recht zwanglos mit ihren Einflüssen um, sollte aber in Zukunft größeren Wert auf einen organischen Sound legen und kompositorisch genauer auf den Punkt kommen.
Fürs Erste checken Extrem-Fans die verhältnismäßigen Höhepunkt der Scheibe: das geradlinige, typisch schwedische 'Rotten Soul' und das rollende 'Your God Failed'. Schreibt man das so, wird einem bewusst, dass PESTEROUS MIND damit eine coole Single für den Underground hätten veröffentlichen können.
FAZIT: PESTEROUS MIND beweisen Mut zum Individualismus, doch ihr Melodic Death krankt an unausgegorenem Songwriting und einer mit Verlaub regelrecht lieblos dahingerotzten Produktion. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/12d62b9022c346df80ea4b38b2c01699" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.07.2019
Boersma / Edel
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21.06.2019