PICTURES – das klingt so farbenfroh … und ist es auch.
„Hysteria“ – das klingt nach Nervenbündel und Wahnsinn … und auch hier liegt man nicht falsch!
Unter dem fb-Steckbrief der PICTURES erfährt man noch dazu, dass sich hinter der Band „<a href="https://www.youtube.com/watch?v=Ce5QobzngGU" target="_blank" rel="nofollow">vier Typen aus Berlin und Westdeutschland mit einer aufwühlenden Vita</a> und einem außergewöhnlichen Debüt-Album“ verbergen, die sich allesamt dem Rock verschrieben haben, von denen Maze und Michael, begleitet von ihrem Freund und Tontechniker Ole, zuvor in den frühen Neunzigern mit ihrer Nu-Metal-Band UNION YOUTH unterwegs waren, um die großen Bühnen zu erobern, doch dabei durch das unstete Musikerleben abstürzten. Besonders Maze erwischte es frontal und nach seiner Heroinabhängigkeit, die ihn gänzlich zu zerstören schien, kämpfte er sich verzweifelt in ein halbwegs normales Leben zurück, wovon auch <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=xSzpcPV2gww" target="_blank" rel="nofollow">der Dokumentarfilm „König der Welt“</a>, welcher auf der 67. Berlinale seine Premiere feierte, erzählt.
Und weiter liest man unter fb: „Umarmender Songwriter-Rock – getränkt in blood, sweat and tears. Ein Soundtrack zu Abgründen, genauso wie zur Verheißung und zu tiefen Freundschaften. Die Musik klingt dabei aufs Wunderbarste, als wäre sie schon ganz lange hier.“
Doch Vorsicht, wer glaubt, dieses musikalische BILDER-Buch enthielte auch jede Menge Funk und Soul der Marke BLOOD, SWEAT & TEARS, der irrt sich gewaltig, denn PICTURES liegt auf ihrem zweiten Album „Hysteria“ ganz offensichtlich der Brit Pop von den BEATLES bis hin zu VERVE, OASIS oder BLUR am Herzen. So gesehen, könnte man die junge Band als deren deutsche Variante bezeichnen, die den Versuch unternimmt, die riesengroßen Fußstapfen ihrer Vorbilder mit ihren noch etwas kleineren Füßen auszufüllen. PICTURES jedenfalls sind vorerst eine angenehme Einlage im pompösen Brit-Pop-Schuh wie zuvor schon FOOLS GARDEN eine waren.
PICTURES beschränken sich in ihrer Musik vorrangig auf eingängigen Gitarrenrock mit einprägsamen Melodien und ansprechendem Gesang für den der Musikexpress die Bezeichnung „1-A-Britpop-Porn“, was auch immer das bedeuten möge, kreierte.
Da dürfen gerne auch in „All I Want“ ausgiebige „Uh-Huh-Huh“-Chöre oder bratschend-knarzende E-Gitarren in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=bIgnA5k_vWo" target="_blank" rel="nofollow">„Love’s A Shooting Gun”</a> auftauchen, denen anheimelnde Balladen wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=JRN-sz-vEJ8" target="_blank" rel="nofollow">„Can’t Stop Loving”</a> sowie sich zu Hymnen erhebenden Songs wie <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=65&v=PazlefGfh3w" target="_blank" rel="nofollow">„Don‘t Take Your Love Away“</a> oder Seventies-Ohrwürmer der Marke <a href="https://www.youtube.com/watch?v=j4ys779-8q4" target="_blank" rel="nofollow">„Roll Up“</a> gegenüberstehen, zu denen das <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=6&v=5gd6De76U9Y" target="_blank" rel="nofollow">„Little Girl“</a> in bester Disco-Manier ein Tänzchen hinlegt.
Eine feine Gitarren-Scheibe voller Erinnerungen an eine Zeit, in der Musik mehr war, als ein oberflächliches Streaming-Programm.
PICTURES sind die deutsche Antwort auf den guten Brit Pop älterer Prägung, ganz ohne Brexit-Gefahr! Gut gemacht, Jungs!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2019
Markus Krieg
Maze Exler, Ole Fries
Ole Fries, Maze Exler
Michael Borwitzky
Fries Boom Barrier Records/Sony Music)
43:13
01.02.2019