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Pixies: Beneath The Eyrie

Stil: Indie Rock

Cover: Pixies: Beneath The Eyrie

Die Entstehung ihres zweiten Post-Comeback-Albums haben PIXIES hinreichend in einer Podcast-Reihe dokumentiert, nun ist es endlich fertig und dürfte die kühnsten Träume manch alteingesessener Fans wahr werden lassen: „Beneath The Eyrie“ geht nämlich locker als stärkste der quasi auf dem zweiten "Bildungsweg" herausgekommenen Scheiben der Band durch und knüpft an ihre nicht nur stil-, sondern auch kulturprägende Hochphase zu Beginn der 1990er an.

Dies geschieht gleichwohl ohne offensichtliches Wiederkäuen. Die Studio-Reunion des Kult-Acts erfolgte bekanntlich mit einem langen und teils beschwerlichen Vorlauf, wobei Mitbegründerin Kim Deal gleich zu Beginn der Aufnahmen von „Indie Cindy“ (2014) endgültig ausstieg, nachdem sie sich bereits über Jahre hinweg schwergetan hatte, einen neuerlichen Zugang zum Rest der Band und ihrer Musik zu finden.

Das vorab ausgekoppelte, munter zockelnde 'On Graveyard Hill' steht stellvertretend für die dominierende Stimmung auf dem Album und vermutlich auch innerhalb der Band - ungezwungen und selbstgenügsam nach dem Motto "alles kann, nichts muss". Black Francis und Co. haben versponnene Erzählstücke über allerlei zauberhaftes Außenseiter-Volk zusammengestellt, zu dem sie sich vermutlich auch selbst zählen. Dass sich Neu-Bassistin Paz Lenchantin (u.a. A Perfect Circle) noch aktiver als auf dem Vorgänger "„Head Carrier“" beim Komponieren einbrachte, hat sich zweifelsfrei gewinnbringend ausgewirkt.

Das von ihr gesungene 'Los Surfers Muertos' bietet mustergültigen Shoegaze mit reichlich Reverb und steht dem hauchzarten Swinger 'Bird Of Prey' in nichts nach, wohingegen 'Long Rider' etwas kraftvoller zupackt, aber ebenso zurückgelehnt anmutet wie der gesamte Rest des Materials, das atmosphärisch wie aus einem Guss daherkommt - vermutlich wegen des locker gespannten roten Themenfadens. Das leutselige 'Catfish Kate', das im besten Sinn schrammelige 'Ready For Love' und das semi-akustische Finale 'Death Horizon' weisen in ihrer narrativen Anlage dementsprechend Singer-Songwriter-Qualitäten auf.

'Daniel Boone' ist dann so ähnlich wie das schlurfende 'Silver Bullet' nahezu klassischer Dream Pop, derweil Francis nirgendwo sonst so aggressiv raunt wie im Uptempo-Halb-Blues 'St. Nazaire', dessen Exaltiertheit sich während 'This Is My Fate' (ginge glatt als Tingeltangel- bzw. Varieté-Nummer durch) in sachte torkelndem Ambiente fortsetzt.

Tom Dalgety (Ghost, Royal Blood) hat „Beneath The Eyrie“ überhaupt nicht anachronistisch produziert, sondern mit kristallklarem Sound dafür gesorgt, dass diese beispiellos einflussreiche Combo auch nach Jahrzehnten noch oder wieder relevant klingt - und so reif, wie es solch altgediente Helden (mit einer unwesentlich jüngeren Heldin) eben sind.

FAZIT: PIXIES haben sehr wohl noch etwas zu sagen, aber nicht auf Biegen und Brechen. „Beneath The Eyrie“ erinnert daran, dass Indie Rock einmal spontan statt zur Vermarktung in Konventionen gepresst war (mehrere Tracks werden ganz lässig mit den Drumsticks angezählt: eins, zwei drei), und macht das Quartett zwar nicht noch einmal zu Pionieren, gleicht aber von jeglichem Kalkül befreit trotzdem einer frische Brise innerhalb der Rockszene. Sturm und Drang sind unterdessen etwas für andere, jüngere musikalische Wanderer in den Fußstapfen des Kults … <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/110b3782029749f49b19ee4551736c24" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2019

Tracklist

  1. In The Arms Of Mrs. Mark Of Cain
  2. Graveyard Hill
  3. Catfish Kate
  4. This Is My Fate
  5. Ready For Love
  6. Silver Bullet
  7. Long Rider
  8. Los Surfers Muertos
  9. St. Nazaire
  10. Bird Of Prey
  11. Daniel Boone
  12. Death Horizon

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Infectious/ BMG

  • Spieldauer

    49:23

  • Erscheinungsdatum

    13.09.2019

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