Diese Melbourner haben sich sechs Wochen lang von der Außenwelt abgeschottet, um in der Bude ihres Bassisten Lieder zu schreiben, denn PRESS CLUB möchten sich nach Möglichkeit von jedweden musikalischen Einflüssen seitens anderer Einzelkünstler und Combos freimachen - ein Unterfangen, das unweigerlich zum Scheitern verurteilt ist. Nichtsdestoweniger handelt es sich bei "Late Teens" um eine charmant scheppernde Mischung aus ruppigem Punk und poppigerem Indie, die nicht mit dem Zaunpfahl winkt, wenn es um die zugrundeliegenden Inspirationen geht.
Aus insgesamt 40 Songs siebte das Quartett nicht einmal ein Dutzend substanzieller Ideen, die zu einem in sich rund wirkenden Album ausgestaltet wurden. PRESS CLUB setzen sich darüber hinaus in ihren Texten mit Entfremdung im Rahmen zwischenmenschlicher Interaktion, sozialpolitischen Themen und allgemeiner Seelenpein auseinander, wobei sie die Unbeständigkeit der Moderne als Gefahr und Chance zugleich sehen … was man gewissermaßen auf ihre Art, Musik zu schreiben, übertragen kann.
Wenn "Late Teens" nämlich eines auszeichnet (oder kritisch zu bewerten ist, je nach Vorliebe des Hörers), dann ein flatterhafter Charakter. Die schmutzig klingenden Kompositionen scheinen eingedenk ständiger, vermutlich bewusst nicht verworfener Frequenzübersteuerungen nie linear zu verlaufen, genauso wie die vier Jungspunde beim Einspielen offensichtlich nicht stillstehen konnten. Das ist nicht nur sympathisch, sondern setzte auch eine Menge Energie frei, die sich nun auf potenzielle Fans überträgt.
Treffer reiht sich an Treffer, zumindest allem im vorderen Drittel der Kollektion. Die ersten vier Songs 'Crash', 'Headwreck', 'Suburbia' und 'My Body`s Changing' rechtfertigen den Kauf für sich genommen bereits, wenn man sie sich als Genre-Anhänger mit speziellem Hang zu amerikanischen Garage-Rock-Vorreitern in einem Rutsch einverleibt. Die quirlige Frontfrau Natalie Foster steht wie zu erwarten im Brennpunkt dieses wilden Ritts, der sich zum Ende hin zwar ein wenig abnutzt (der Effekt der andauernden Hetzerei verpufft quasi), doch dies lässt sich angesichts der relativen Kürze des Albums verschmerzen.
FAZIT: PRESS CLUB sind coole Socken, die man sich als Freund von frischgezapftem Indie mit hoher Oktanzahl auf den Einkaufszettel schreiben sollte. Der Vierer macht Hast auf "Late Teens" zum Programm, geht aber mit fortlaufender Spielzeit zu differenzierterem Songwriting über ('Stay Low'), was für die Zukunft umso mehr von den Australiern erwarten lässt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/83271249b80143c8b137dc0246da484a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2019
Hassle / Rough Trade
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18.01.2019