Wer Zakk Wylde nur als hohen Promillewerten zugetanen Gitarren-Derwisch bei Black Label Society kennt und vielleicht noch weiß, dass er Black Sabbaths Ozzy Osbourne mitunter musikalische Gefallen tut, sollte in Bezug auf PRIDE & GLORY ein Stück weit umdenken. Diese Band war nämlich das erste Projekt des US-amerikanischen Prototypen aller metallischer Bartträger und stilistisch etwas anderes ausgerichtet als seine späteren und heutigen Beschäftigungsfelder. Das bis heute einzigartig gebliebene selbst betitelte Album der Band bot nichts weniger als lässigen Country Rock mit ausgeprägten Improvisations-Parts, woraufhin lediglich Aufnahmen in akustischem Ambiente folgten, ehe sich der Barde zu höheren Weihen aufschwang.
Diese umfangreich mit Bonustracks erweiterte Neuauflage erinnert daran, was für ein herausragender Komponist Wylde bereits Mitte der 1990er war; man darf sogar ohne weiteres behaupten, dass er damals besser sang bzw. eine "gesündere Stimme" hatte, unbeeinträchtigt vorerst von Alkohol und "on the road"-Eskapaden … Im Übrigen bedeutete der stilistische Unterschied nicht etwa, dass PRIDE & GLORY zartere Musik spielten, als es die Nachfolge Band tat und tut. Vom hypnotischen Opener 'Losin' Your Mind' über Uptempo-Kracher wie 'Horse Called War' (zückt der Frontmann auch heute noch gern zu besonderen Anlässen) und 'Toe'n The Line' mit seinem unwiderstehlichen Swing nehmen es mühelos mit den Hochdruckohrenreinigern der Black Label Society auf.
Den besonderen Reiz der Scheibe machen jedoch die "Ausreißer" aus, speziell die Banjo-Ballade 'Lovin' Woman', die kraftvolle Elegie 'The Chosen One' und das Blues-schwangere "feel good"-Highlight 'Machine Gun Man', die allesamt luftiger arrangiert statt auf Riff-Power ausgelegt sind.
Auf der Bonus CD kann man sich außerdem an alternativen Fassungen von Album-Tracks ergötzen, nicht zu vergessen dem exklusiven 'Mother Mary', der Sabbath-Covernummer 'The Wizard', 'Come Together' von den Beatles (genial klagend am Klavier interpretiert) oder dem kurzen Sumpf-Country-Ausflug 'The Hammer And The Nail'. Mehr Whiskey fürs Geld sozusagen …
FAZIT: Zakk Wyldes Wurzeln mit PRIDE & GLORY kommen auf diesem Re-Release noch einmal aus der Erde und halten immer noch jedem Vergleich mit dem aktuellen Schaffen des Gitarristen, Songwriters und Sängers stand. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2eb71a8d71d248b38539863eae0a8273" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2019
eOne / SPV
111:47
25.10.2019