Wer sich etwas eingehender mit RAKETKANON beschäftigt hat, dürfte nunmehr wissen, dass Altmeister Iggy Pop einer der stärksten Befürworter der Gruppe ist, doch spätestens mit "RKTKN#3" - sinnigerweise ihrem dritten Langspieler - haben die Protagonisten kein Namedropping mehr nötig.
Die eröffnende Auskopplung 'Ricky' wurde insofern klug gewählt, als Die Band ihren Stil damit exemplarisch und prinzipiell radiotauglich demonstriert - prinzipiell, denn ungeachtet des wie gewohnt schroff klingenden Synthesizers - er ist von jeher das tragende Element in RAKETKANONs Sound - legt die Nummer wie nur wenige darauffolgende Hit-Qualitäten an den Tag.
Quertreiber-Electronica, wenn man es so nennen möchte, ist nach wie vor die Leib-und-Magen-Disziplin des Projekts, wozu man sich nur das Riff-gewaltige 'Hannibal' (macht seinem Titel auf den Buchkannibalen bezogen alle Ehre) mit seinem durchgedrehten Geschrei oder den regelrecht brutalen und basslastigen Industrial 'Fons' mit ebenso fiesen, aber leiernden Vocals zu Gemüte zu führen braucht. Hooklines bleiben inmitten des lärmigen Treibens nie außen vor, bloß muss man sie erst mal entdecken.
Am schwierigsten gestaltet sich dies abseits der härteren Kompositionen während des torkelnden Post Rocks 'Lou', dessen stilistischer Duktus kurz darauf noch einmal vergleichbar ruppiger durch den Quasi-Doom 'Ernest' in Szene gesetzt wird. Die abartig kraftvoll schriebende Unisono-Parts (Gesang, Keyboard) wirken meistens zu spröde, um in ihrer Schlichtheit rasch ins Ohr zu gehen. Das sollte aber auch nicht der Anspruch der Combo sein.
'Mélody' und 'Robin' erinnern irgendwie an eine Mischung aus Post-Glam und den tuntigen Disco-Gesten frankophoner Acts wie Air, auch wenn sie stimmungstechnisch düsterer gehalten sind. Der versöhnliche Abschuss 'Mido' hält als letzter Beleg dafür her, dass die lapidare Bezeichnung "Electro Punk" für RAKETKANON längst nicht mehr im vollen Umfang greift.
FAZIT: Mit "RKTKN#3", einem vorwiegend auf dunkle und drastische Klänge ausgelegten Album, hat RAKETKANON-Mastermind Devos Musik geschaffen, die an Gorillaz mit ganz dicken Eiern oder technoide Death From Above denken lässt, vor allem aber ein letztgültiger Beweis für die Experimentierfreude des Flamen ist. Dass dabei wenig hängenbleibt, liegt in der Natur der garstigen Sache. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/0c1e2678241f44f4938102df28b0303a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2019
Alcopop! / Soulfood
32:35
03.05.2019