Die doofen Titel des zehnten Studioalbums von RANTANPLAN und einiger darauf enthaltener Songs sind nicht die einzigen Ärgernisse an "Stay Rudel - Stay Rebel". Die Hanseaten sind drauf und dran, ihren legendären Ruf selbst zu zerstören … oder entsteht dieser Eindruck nur, weil Ska Punk vor allem ein Phänomen der unbeschwerten 1990er war und heute nur noch in Ausnahmefällen ohne aufgesetzte Nostalgie- bzw. Ironiebrille zu ertragen ist?
But-Alive- und Kettcar-Poet Marcus Wiebusch, der während ihrer "klassischen" Phase zur Band gehörte, dürfte das kalte Grausen packen, wenn er die Texte der aktuellen RANTANPLAN hört. Zu dem aufgesetzten Spaß-Gehabe der Truppe passt auch die bieder konservative, in ihrer Vorhersehbarkeit regelrecht verärgernde musikalische Inszenierung. Ein Text wie jener von 'Partytrick', mit dem Torben Meissner einen Urin-Fetisch auszuleben scheint, schlägt dem Fass bei aller Liebe den Boden aus, und daran, dass einem das Lachen im Hals steckenbleibt, kann auch noch so heiteres Getröte nichts ändern.
Keine Frage, RANTANPLAN wissen nach all den Jahren, wie man zünftige Bläsersätze arrangiert, und haben das Zocken ebenso wenig verlernt wie das Komponieren passgenauer Genre-Tracks, doch vielleicht liegt just hier der Hase im Pfeffer: Man erwartet sicherlich von keiner Ska-Combo, ein neues Kapitel der Musikgeschichte aufzuschlagen oder gar in Kunstrock-Gefilde abzuschweifen, aber Schema-F-Schoten wie 'Kain Richtung Heimat' oder 'Nachtzug nach Paris' (auch bei diesen Lyrics kann einem das Kotzen kommen) zielen doch auf arg schäbige Weise auf den kleinsten gemeinsamen Nenner aller ab
FAZIT: Wo andere mit wehenden Fahnen untergehen, tun es RANTANPLAN traditionell mit Trompeten und Posaunen. "Stay Rudel - Stay Rebel" ist der Inbegriff von kreativer Verarmung und bündelt wirklich alles, weswegen man Ska Punk mit Recht verachten kann. So etwas von einer Szene-Institution vorgesetzt zu bekommen macht abwechselnd traurig und wütend, doch wie gesagt: Vielleicht ist das Thema auch ganz einfach generell gegessen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/ecd92758abaf4dcab4657294105c3a92" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2019
Drakkar / Soulfood
45:29
25.01.2019